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19.02.2017 20:17:56

Südwest Presse: Leitartikel zur Münchner Sicherheitskonferenz

Ulm (ots) - Die Welt ist gefährlicher geworden, weil sich die Zahl der Konflikte vervielfältigt hat und fast jede dieser Krisen mit wenigstens einer der anderen verknüpft ist. Wenn auf der Münchner Sicherheitskonferenz eines sicher ist, dann diese Erkenntnis. Doch in der Frage, welche Konsequenzen die internationale Gemeinschaft aus dieser Diagnose zu ziehen hat, zeigen sich die Ansichten der Akteure gespalten wie seit dem Ende des Kalten Kriegs nicht mehr. Den wohl größten Beitrag zu dieser Ratlosigkeit leistet der Regierungswechsel in Washington. Denn die Bedenken der europäischen Nato-Partner hat auch US-Vizepräsident Mike Pence nicht zerstreuen können. Verbindlich im Auftritt, doch knallhart in der Sache hat der Stellvertreter des abwesend-allgegenwärtigen Donald Trump keinen Zweifel daran gelassen, dass es auf dieser Welt nur eine Macht gibt, der sich bitteschön niemand entgegenstellen möge: die USA, die sich für den Weg der Stärke entschieden haben. Das erhoffte Bekenntnis zur Nato hat Pence im Gepäck nach München mitgebracht, doch der Ton, in dem er es vorbringt, vermag niemand wirklich Mut machen. Sicher, es ist die Rede von jenen gemeinsamen Werten, auf denen die westliche Welt fußt: Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit. Doch das entscheidende Bindeglied der Allianz sind für Pence die Opfer, das Blut, das die Verbündeten vom Zweiten Weltkrieg bis Afghanistan füreinander vergossen haben. Es sind die Gefallenen, deren Andenken die USA niemals vergessen werden. Es ist die Vorsehung, die die Vereinigten Staaten und ihre Partner auf dem gemeinsamen Weg in eine
mutmaßlich kriegerische - Zukunft leiten wird. Das ist jener Stil, der die Welt erstmals in Donald Trumps düsterer Antrittsrede im Januar schockierte. Sein Vize lässt in München keine Zweifel: Davon ist noch mehr zu erwarten. Der Weg von der bipolaren Welt des Ost-West-Konfliktes in eine von vielen erwartete multipolare Ordnung ist einem Chaos gewichen, das einer ordnenden Hand bedarf - einer mächtigen Hand, die bereit ist, eher früher als später zuzuschlagen. Angesichts dieser finsteren Töne ist die Frage, ob die Europäer bereit sind, innerhalb der Nato ihrer Selbstverpflichtung nachzukommen, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung zu investieren, ein technisches Detail. Dass alle mehr leisten müssen, steht außer Diskussion. Doch viel schwerer wiegt der Eindruck, die Diplomatie, an deren Ende ein für alle Beteiligten akzeptabler Kompromiss steht, sei ein Modell der Vergangenheit. Donald Trump mag wirtschaftspolitisch Isolationist sein, außenpolitisch ist er Unilateralist. Damit stellt seine Regierung alle Konzepte kollektiver Krisenbeilegung in Frage, die als Reaktion auf die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts konzipiert wurden. 1914 herrschten freier Welthandel und Wohlstand. Die folgende Katastrophe wird in München deutlich angesprochen. In Erinnerung bleibt eine Atmosphäre der Hilflosigkeit.

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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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