04.07.2014 19:23:46

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Börsen-Zeitung: Verhaltene Hausse, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - An den Aktienmärkten diesseits und jenseits des

Atlantiks hat sich wieder einmal starker Optimismus breitgemacht. Der

Dax befindet sich wieder auf einem Niveau oberhalb von 10000 Punkten,

und der Dow Jones hat am Dienstag erstmals in seiner langen

Geschichte einen Stand von mehr als 17000 Punkten erreicht. Bei den

Anlegern sind zum einen die neuesten Arbeitsmarktzahlen aus den USA

gut angekommen, zum anderen die Perspektive, dass die Europäische

Zentralbank den Kreditinstituten der Eurozone bis zu 1000 Mrd. Euro

zu einem extrem niedrigen Zinssatz zukommen lassen will - in der

Hoffnung, dass diese Summe endlich die Kreditversorgung der

Unternehmen ankurbelt.

Was die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt betrifft, so sind dort im

Juni die Erwartungen der US-Ökonomen deutlich übertroffen worden:

Außerhalb der Landwirtschaft wurden 288000 statt der vorausgesagten

212000 Jobs zusätzlich geschaffen. Dies weckt Optimismus hinsichtlich

der Konjunkturerholung, die bislang nicht nur in Europa deutlich

schwächer ausgefallen ist als von den Marktteilnehmern antizipiert.

Nicht zuletzt nehmen damit die Erwartungen der Anleger für die in

der neuen Börsenwoche beginnende US-Quartalssaison - sowohl was die

zu präsentierenden Ergebnisse als auch was die Ausblicke der

Unternehmen betrifft - zu. Allerdings stellt sich die Frage, ob es

realistisch ist, mit Blick auf die Quartalssaison mit einem spürbaren

Auftrieb für den Aktienmarkt zu rechnen.

Weniger Warnungen

Dafür würde sprechen, dass die Gewinnerwartungen an Wall Street

inzwischen deutlich näher an der Realität der Unternehmen angekommen

sind. Hatte es für das erste Quartal noch auf jede positive

Ergebnisüberraschung sieben Gewinnwarnungen gegeben, sind es aktuell

nur noch ungefähr vier Warnungen. Allerdings ist die relative Zahl

der Warnungen immer noch deutlich höher als im langfristigen

Durchschnitt der Jahre seit 1995 mit 2,6.

Es gibt noch weitere Aspekte, die dagegen sprechen, dass der

US-Markt seine Rekordfahrt fortsetzen wird. So sind die Bewertungen

an der Wall Street hoch. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien im

wichtigsten US-Benchmark-Aktienindex Standard & Poor's 500 ist mit

fast 16 schon leicht über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre

angekommen. Zwar kann man noch nicht von einer Überbewertungsblase

sprechen, und zudem scheinen die in den USA immer wieder zu hörenden

Warnungen vor einem Crash fehl am Platz. Die Luft nach oben ist aber

auch dann, wenn sich die Konjunktur beschleunigt, dünn.

Auf dem US-Aktienmarkt lastet nämlich die Perspektive, dass die

US-Notenbank Federal Reserve ab 2015 die Zinsen erhöhen wird. Die

Diskussion, wann der Startzeitpunkt sein wird, dürfte durch besser

als erwartet ausfallende US-Konjunkturdaten an Bedeutung gewinnen.

Damit ist selbst im Fall positiver Überraschungen auf der

Konjunkturseite das Auftriebspotenzial am Aktienmarkt gedeckelt.

Andere Wege

Diesseits des Atlantiks geht die EZB zwar andere Wege.

Notenbank-Präsident Mario Draghi bemüht sich, die Erwartung von über

einen langen Zeitraum sehr niedrigen Zinsen zu verankern. Eine

Zinswende, über die vor einigen Monaten noch am Markt diskutiert

worden ist, wird es für eine längere Zeit nicht geben. Damit läuft

die Geldpolitik in den USA und der Eurozone auseinander. Das bedeutet

aber nicht, dass die Bäume am europäischen Aktienmarkt nun wieder in

den Himmel wachsen. Die Bewertungen sind in Europa ebenfalls bereits

strapaziert, und die Konjunktur in der Eurozone läuft nach wie vor

nur auf drei Zylindern.

Wenn die durch die Ultraniedrigzinspolitik der EZB getriebene

Hausse weitergeht, dann wird dies in einem verhaltenen Tempo

erfolgen. Es gibt aber einen Faktor, der die Situation stark

verändern könnte: Sollte sich die EZB doch noch für ein umfangreiches

Anleihenkaufprogramm entscheiden, würde an den Märkten die Post

abgehen.

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