14.08.2014 20:50:47
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Börsen-Zeitung: Ohnmacht statt Allmacht, Kommentar zur EZB von Mark
Schrörs
Frankfurt (ots) - Die Inflation meilenweit vom Ziel entfernt, die
Wirtschaft zum Stillstand gekommen: Kann es jetzt überhaupt noch
Zweifel geben, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mehr tun und
alle Geldschleusen öffnen muss? Für die Apologeten der Allmacht der
Zentralbanken ist die Antwort klar: Natürlich muss sie! Tatsächlich
aber sind reichlich Zweifel angezeigt - und in mancher Hinsicht wirkt
die EZB eher ohnmächtig statt allmächtig.
Keine Frage: Dass die Wirtschaft im Frühjahr stagniert hat, ist
eine Riesenenttäuschung. Genauso wie es eine Riesenüberraschung ist,
dass die Inflation seit Monaten so niedrig ist. Beides kann der EZB
nicht schmecken. Bislang aber scheint es verfrüht, die Hoffnung auf
eine weitere Erholung und eine anziehende Inflation ad acta zu legen.
Eine geldpolitische Lockerung ist also keineswegs alternativlos, wie
es neudeutsch heißt - erst recht, da jene von Anfang Juni noch nicht
einmal in Gänze umgesetzt ist.
Zur ganzen Wahrheit gehört indes, dass die Mittel der EZB
beschränkt sind - so sehr sie auch das Gegenteil suggeriert. Nahezu
alles, was sie noch tun kann, bedeutet nicht nur das Brechen von
Tabus, sondern birgt in sich gewaltige Risiken. Das gilt vor allem
für den Kauf von Anleihen in großem Stil. Solche drastischen
Maßnahmen sollte sie für den echten Notfall reservieren - etwa für
eine drohende Deflationsspirale aus Konsum- sowie
Investitionszurückhaltung und Wirtschaftseinbruch. Dafür aber gibt es
aktuell in Euroland keine Indizien - und tatsächlich scheint so etwas
weit weniger oft vorzukommen, als so manche alarmierte Warnung
nahelegt.
Vielleicht aber noch schwerer wiegt, dass der Einfluss der EZB
aktuell wohl geringer ist, als viele denken oder hoffen. EZB-Chef
Mario Draghi betont zu Recht, dass eine noch so lockere Geldpolitik
nicht hilft, wenn das strukturelle Umfeld nicht stimmt. Dass Spanien,
das eine Rosskur hinter sich hat, so reüssiert, während die
notorischen Reformverweigerer Frankreich und Italien schwächeln, ist
mehr als ein Fingerzeig. Nun rächt sich, dass Paris und Rom die von
der EZB "gekaufte" Zeit nicht genutzt haben. Leider ist zuletzt stets
die EZB im "Wer zuerst zuckt, hat verloren"-Spiel mit den Regierungen
als Erste eingeknickt. So darf es nicht auf Dauer weitergehen.
Das alles bedeutet nicht, dass sich die EZB nicht auf alle
Eventualitäten vorbereiten sollte. Vor allem die geopolitischen
Risiken haben deutlich zugenommen und es ist nicht auszuschließen,
dass eine explosive Eskalation einer dieser Krisen neue Hilfen der
EZB erfordert. Sich zu präparieren ist aber etwas anderes, als in
blinden Aktionismus zu verfallen.
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