20.04.2015 20:10:39

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Börsen-Zeitung: Gelbe Ritter, Kommentar zur Postbank von Bernd

Wittkowski

Frankfurt (ots) - Man hätte darauf wetten können, dass er auch

diesmal auftaucht. Nur wird er als möglicher Käufer erstaunlich früh

in die Gerüchteküche geschickt - noch ist die Zerschlagung der

Deutschen Bank ja formal nicht beschlossen. Da scheint die Not groß

zu sein. Jedenfalls ist der Chinese wieder da. Wenn sonst nichts mehr

hilft, muss er als Interessent ran, wahlweise in Gestalt einer Bank

oder eines Staatsfonds. Neuerdings wird er gar als Retter der

Griechen gehandelt. Aber um die geht es an dieser Stelle

ausnahmsweise nicht, sondern nur um die Deutsche Postbank. Der "Gelbe

Ritter" wird nun eine Weile durch den Blätterwald geistern, übrigens

in illustrer Gesellschaft des Russen - auf dessen Antrag zum

Beteiligungserwerb freut sich die Bankenaufsicht ganz besonders. Doch

bleiben wir beim Chinesen. Der hat ja bereits die Commerzbank, die

Dresdner, die WestLB und manch andere übernommen. Hatten die

Geschichten auch keinen Nachrichtenwert, für ein wenig

Unterhaltungswert waren diese "Peking-Enten" immer gut.

Was aktuell nicht ganz zu den Altfällen passt: Damals hielt der

Chinese immer als Käufer der letzten Instanz her, wenn sich sämtliche

anderen kolportierten Namen als heiße Luft erwiesen hatten. Diesmal

soll auch Santander noch dabei sein. Wer sich die

Stresstest-Ergebnisse der Spanier und deren Kapitalkraft auch nach

der Mittelaufstockung um 7,5 Mrd. Euro genauer anschaut, könnte

gewisse Zweifel hegen, selbst wenn man das Bekenntnis der

Santander-Vorsitzenden Ana Botín zum organischen Wachstum nicht ganz

wörtlich nehmen muss.

Doch das Beste zum Schluss: Der Bund erwäge die Zusammenführung

von Commerzbank und Postbank, irrlichtert es am Nachrichtenhimmel.

Dass wir darauf nicht selbst gekommen sind! Auf diese Chance, ihr

Privatkundengeschäft nach jahrelanger Untätigkeit endlich

restrukturieren, Hunderte Filialen schließen und Tausende Stellen

abbauen sowie in den Briefmarkenverkauf diversifizieren zu können,

haben die Gelben sehnsüchtig gewartet. Apropos gelb: Farblich würden

die Blau-Gelben zur Commerzbank passen. Insoweit immerhin hat es

schon mit den Blauen harmoniert.

Im Ernst: Die Postbank, die jetzt von Investmentbankern

schlechtgeredet wird, und ihre fast 15.000 Beschäftigten können einem

leidtun. "Schade nur um das in Eigenständigkeit prima funktionierende

Geschäftsmodell der Postbank, das bei einer Übernahme wohl unter die

Räder käme", schrieben wir, als sich vor acht Jahren der Verkauf der

damaligen, seit 2004 börsennotierten Post-Tochter konturierte. Quod

erat demonstrandum.

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