13.10.2014 20:36:48

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Börsen-Zeitung: Am Wickel, Kommentar zur Bankenregulierung von Bernd

Neubacher

Frankfurt (ots) - Einen "Durchbruch" bei der Lösung des

Too-big-to-fail-Problems diagnostiziert Bundesbank-Vorstandsmitglied

Andreas Dombret. Zuvor hatten sich 18 globale Großbanken auf neue

Regeln für Derivatekontrakte geeinigt. Zudem scheint ein Konsens

greifbar, was die Masse an Kapital angeht, die eine Bank für den Fall

ihrer Abwicklung vorhalten muss.

Dies ist kaum zu hoch gegriffen. Zwar ist internationale

Koordination, etwa bei Beschneidung von Kündigungsrechten im

Derivatehandel, nicht alles bei Abwicklung einer Bank. Ohne sie aber

ist alles nichts, wie 2008 das Chaos nach dem Kollaps von Lehman

Brothers gezeigt hat. Zudem fällt die Einigung auf neue

Derivateregeln in eine Zeit, in welcher die USA mangels Zutrauen zu

den Aufsehern der Eurozone ihren Unilateralismus wieder verstärkt

pflegen. Dies haben etwa ihre Kapitalvorgaben für US-Töchter

ausländischer Banken belegt. Der Verdruss über die harzigen Gespräche

in internationalen Aufseherrunden über eine Anerkennung

grenzüberschreitender Abwicklungsmaßnahmen war deutschen Aufsehern in

den zurückliegenden Monaten denn auch deutlich ins Gesicht

geschrieben.

Dennoch ist es noch ein weiter Weg, bis Großbanken abwickelbar

werden. Um dies zu erkennen, genügt schon ein Blick auf das

Eigenkapital der Deutschen Bank (zuletzt 65 Mrd. Euro), das

Nominalvolumen ihrer Derivatekontrakte (55 Bill. Euro) und das

Volumen des geplanten europaweiten Abwicklungsfonds (55 Mrd. Euro).

Selbst wenn die Abwicklungsmaßnahmen des nationalen Aufsehers von den

Derivate-Gegenparteien weltweit anerkannt würden und auch genügend

Kapital zur Abwicklung bereitstünde: Wie wollte die Aufsicht die

Liquidität einer global agierenden Großbank mit Tausenden von

Tochtergesellschaften während einer Abwicklung sicherstellen?

Die Aufsicht hat systemrelevante Banken nicht abwickelbar gemacht.

Sie hat sie aber am Wickel, und die Fortschritte sind mäßig, aber

regelmäßig. Vor zehn Jahren noch etwa kämpfte die Fed mit einem

Rückstand an Geschäftsbestätigungen in eigentlich unbekannter Höhe.

Heute ist wenigstens Konsens, dass eine Bankenabwicklung nicht an

Kündigungsrechten von Derivate-Gegenparteien scheitern darf. Um der

Ordnungspolitik und auch des Wettbewerbs willen kann es einstweilen

nur darum gehen, der Drohung einer Abwicklung ein bisschen mehr

Glaubwürdigkeit zu verleihen. Und ob dies gelingt, zeigt sich weniger

an Einschätzungen der Aufseher, sondern an den Refinanzierungssätzen

der global systemrelevanten Banken.

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