19.08.2013 22:15:00

Neue OZ: Kommentar zu EU / Finanzen / Griechenland

Osnabrück (ots) - Beim Geld hört Freundschaft auf

Bislang wirkt die Euro-Krise auf viele Deutsche so abstrakt wie ein Eisenbahnunglück irgendwo auf der Welt: Das hält man für erschreckend, aber es betrifft letztlich nicht das Leben in Köln oder Berlin.

Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Euro-Länder Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt zugestehen. Diesmal würden nicht Gelder großer Banken vernichtet, sondern erstmals Milliarden deutscher Steuergelder. Eine Debatte mit Sprengstoff dürfte entflammen. Warum zahlen Deutsche für Griechen, wenn hierzulande aus Finanznot Bäder schließen?

Europa ist eine großartige Idee. Doch beim Thema Geld hört Freundschaft auf. Kanzlerin Angela Merkel weiß das. Sie hat ein Gespür für Stimmungslagen. Deshalb unternimmt sie jeden Versuch, vor der Wahl alle Ängste zu zerstreuen.

Das mag man für taktisch klug halten. Oder für eine Wählertäuschung, wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagt. Ganz unbegründet ist der Vorwurf nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Griechenland bei Zinsen und Rückzahlung der Kredite traumhafte Konditionen eingeräumt werden. Athen wäre entlastet, und auf dem Papier hätte Berlin keinen Cent verloren, obwohl es das geliehene Geld wohl nie wiedersehen würde.

Merkels Kritiker sollten eines nicht vergessen: Seit Ausbruch der Krise ist die Kanzlerin oft schmerzhafte Kompromisse eingegangen, Doch nur so konnte das Fiasko verhindert werden: der Zusammenbruch des Euro.

Michael Clasen

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