18.09.2015 12:43:00

Mitterbauer ermuntert Miba-Aktionäre mit höherem Preis zum Ausstieg

Der oberösterreichische Technologiekonzern Miba will "mit Anstand" von der Börse gehen. Anstatt Geld für Rechtsstreitigkeiten um den Börsenrückzug auszugeben, stockt die Eigentümerfamilie Mitterbauer ihr Übernahmeangebot an den Streubesitz von 550 auf 565 Euro pro Aktie auf. Mitterbauer will den "noch attraktiveren Preis" als "zusätzlichen Anreiz" für den Ausstieg der Aktionäre verstanden wissen.

Die Mitterbauer Beteiligungs-Aktiengesellschaft (MBAG) sei bestrebt, möglichst vielen Aktionären, also auch der MBAG selbst, ein langwieriges und kostspieliges Überprüfungsverfahren über den Squeeze-out-Preis zu ersparen. "Die MBAG würde die dafür notwendigen Geldmittel lieber rasch und direkt allen Streubesitz-Aktionären zugutekommen lassen, statt sie in den kommenden Jahren für Verfahrenskosten auszugeben", teilte die Holding der Industriellenfamilie am Freitag in einer Aussendung mit.

Der Angebotspreis liegt den Angaben zufolge um 22,5 Prozent über dem letzten Börsenkurs der Miba-Aktie vor Veröffentlichung des Angebotes sowie um 31,84 Prozent über dem Durchschnittskurs der vorangegangenen sechs Monate. Man habe den Übernahmepreis "in der Erwartung, dass nun auch die restlichen Streubesitz-Aktionäre das freiwillige Übernahmeangebot annehmen" nachgebessert, erklärte die MBAG weiter.

Eine weitere Erhöhung schloss MBAG-Vorständin Therese Niss, Tochter von Peter Mitterbauer senior, gegenüber der APA aber aus. Sie verwies auf das Ergebnis der Unternehmensbewertung, der zufolge eine Miba-Aktie 526 Euro wert ist. Zudem liege das Übernahmeangebot nun um 25 Euro über dem Squeeze-out-Preis von 540 Euro.

Ziel sei es, mit dem erhöhten Preis nun alle Aktien einzusammeln. Bis zum 20. August wurden 40.224 von 121.233 ursprünglich in Streubesitz befindlichen Vorzugsaktien an die Familie Mitterbauer abgegeben. Damit, dass man bereits ein Drittel der Streubesitzaktien erhalten habe, sei man "sehr zufrieden", so Niss.

Ursprünglich war das Übernahmeangebot in Summe knapp 66,7 Mio. Euro schwer, nun werden bis zu 1,8 Mio. Euro mehr in die Hand genommen. Jenen Aktionären, die sich bereits beim Preis von 550 Euro zum Ausstieg entschieden haben, winkt eine Nachzahlung von 15 Euro je Aktie.

Auch mit dem nachgebesserten Angebot kann Mitterbauer nicht ausschließen, dass Aktionäre überprüfen wollen, ob der Abfindungspreis von 540 Euro im Zuge des Squeeze-out angemessen ist. "Es reicht ein einziger Aktionär", sagte Niss, aber sollte es ein Überprüfungsverfahren geben, sei zumindest die Dauer geringer, wenn nur wenige Aktionäre sich daran beteiligen. Die Kosten entstünden vor allem durch die Länge des Verfahrens.

Beim Börsenrückzug der Bank Austria etwa gibt es auch mehr als sieben Jahre später noch Ex-Aktionäre, die eine Nachzahlung auf die Barabfindung fordern, weil ihnen der Squeeze-out-Preis zu niedrig erschien. Unter einem Squeeze-out - englisch für "Ausquetschen" - versteht man in der Börsenwelt den zwangsweisen Ausschluss von Minderheitsaktionären. In Österreich ist das rechtlich möglich, sobald ein Aktionär mehr als 90 Prozent der Anteile hält.

Die Familie Mitterbauer hält über die MBAG bereits mehr als 93 Prozent der Miba-Aktien sowie sämtliche stimmberechtigten Stammaktien. Das Squeeze-out soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 12. Oktober beschlossen werden. Die Nachfrist für das nun nachgebesserte Übernahmeangebot läuft noch bis zum 26. November.

Die Miba AG wurde 1927 im oberösterreichischen Laakirchen gegründet. Heute entwickelt und produziert der Technologiekonzern an 22 Standorten in elf Ländern Bauteile, unter anderem für die Kfz-Industrie. Das Unternehmen hat weltweit mehr als 5.000 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt aktuell bei 670 Mio. Euro, der operative Gewinn (Ebit) stieg im vergangenen Geschäftsjahr von 70 auf 82 Mio. Euro.

(Schluss) pro/kre

ISIN AT0000734835 WEB http://www.miba.com

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