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07.01.2016 22:43:47

MÄRKTE USA/Wall Street im Sog der China-Turbulenzen sehr schwach

   NEW YORK (Dow Jones)--Die jüngsten Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten haben auch die US-Börsen nicht ungeschoren gelassen. Chinas Bemühen um Schadensbegrenzung linderte die Ängste der Anleger an der Wall Street nicht nachhaltig. Gegen Ende der Sitzung überwog am Donnerstag wieder die Furcht, dass es am Freitag mit den chinesischen Aktien abermals kräftig nach unten gehen könnte. Gute Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt verpufften in dieser Gemengelage.

   Der Dow-Jones-Index verlor 2,3 Prozent auf 16.514 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 2,4 Prozent nach unten und für den Nasdaq-Composite um 3 Prozent. Die Verunsicherung der Investoren ließ sich auch an den lebhaften Umsätzen ablesen, mit denen ihre Flucht aus Aktien einherging: An der Nyse wurden 1,17 (Mittwoch: 1,05) Milliarden Aktien gehandelt. Kursgewinner waren mit 437 erneut in der Minderheit, ihnen standen 2.749 -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 43 Titel.

   Von Panikverkäufen wollten Marktteilnehmer trotz der hohen Verluste nicht sprechen. Es sei aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass Anleger sich Sorgen wegen China machten, sagte Mark Kepner von Themis Trading. Er merkte an, dass die US-Indizes durch einige wichtige Unterstützungen gefallen seien, was die Abgaben verstärkt habe. Das Thema China dürfte den Markt auch am Freitag begleiten. Selbst die Reaktion der Wall Street auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung werde davon abhängen, wie sich in der Nacht zum Freitag die Lage an den chinesischen Finanzmärkten gestalte. Optimistischer zeigte sich Jack Ablin, CIO der BMO Private Bank: "Die Arbeitsmarktdaten werden viele Bären daran erinnern, dass die US-Wirtschaft gut dasteht", meinte er.

   Der Handel an der chinesischen Leitbörse war am frühen Donnerstagmorgen infolge eines neuerlichen Einbruchs nach nur einer halben Stunde abgebrochen worden. Damit geht die Sitzung als die kürzeste in die 25-jährigen Geschichte der Schanghaier Börse ein.

   Auslöser war die heftigste Abwertung des Renminbi seit vergangenem August. Dies fachte die Angst vor einer Kapitalflucht und einer womöglich stärkeren Konjunkturschwäche der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt als bislang befürchtet weiter an. Händler sprachen angesichts der Yuan-Schwäche von steigendem Misstrauen gegenüber den von offizieller Seite verkündeten Daten in China. In diesem Zusammenhang verwiesen Marktteilnehmer auch auf die am Vorabend gesenkte Wachstumsprognose der Weltbank.

   Ängste über das Auslaufen von Verkaufsverboten durch Großaktionäre am Freitag hätten den Absturz am chinesischen Aktienmarkt beschleunigt, hieß es im Handel. Denn die getroffenen Nachfolgeregelungen der Regulierungsbehörden zu diesem Verbot seien nicht besonders überzeugend ausgefallen. Die im Großen und Ganzen wie erwartet gefallene Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe interessiert in diesem Umfeld nicht.

   An den anderen asiatischen Börsen und in Europa kam es in Reaktion auf die Ereignisse in China zu kräftigen Kursverlusten, und auch in den USA rutschten die Kurse gleich nach Handelsbeginn deutlicher ab.

   Am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit teilte die chinesische Börsenaufsicht mit, sie werde das System der automatischen Handelsunterbrechung vorerst aussetzen, weil es nicht zum gewünschten Ergebnis geführt habe. Daraufhin verringerten die Börsen in Europa und den USA ihre Verluste. Sie profitierten auch davon, dass sich die Ölpreise nach dem jüngsten Absturz zeitweise stabilisierten.

   Die Ereignisse in China hatten die Rohstoffpreise auf Talfahrt geschickt. Die Abwertung des Renminbi macht den Import von Erdöl und anderen Rohstoffen wie Industriemetallen teurer. Die Nachfrage in China dürfte daher darunter und unter der Konjunkturschwäche leiden. China ist der zweitgrößte Verbraucher von Rohöl der Welt und fragt etwa die Hälfte des globalen Metallangebots nach.

   Mit dem Einlenken des chinesischen Wertpapierregulierers machte Öl einen Teil seiner Verluste wett. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete zum US-Settlement mit 33,27 Dollar je Barrel 2,1 Prozent bzw 0,70 Dollar weniger als am Vorabend. Im Tagestief wurden für WTI nur 32,10 Dollar gezahlt. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent sank um 1,4 Prozent bzw 0,48 Dollar auf 33,75 Dollar. Hier wurde das Tagestief bei 32,16 Dollar erreicht.

   Wie schon an den Vortagen zu beobachten fiel ein Rohstoff aus dem Rahmen: Gold. Denn das Edelmetall profitierte von seiner traditionellen Rolle als Fluchtwährung in kritischen Zeiten. Der Goldpreis überwand erstmals seit neun Wochen wieder die psychologisch wichtige Grenze von 1.100 Dollar pro Feinunze. Zum Settlement stieg die Feinunze um 1,5 Prozent bzw 15,90 Dollar auf 1.107,80 Dollar. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch im Protokoll ihrer jüngsten Sitzung durchblicken lassen, dass sie ihre Geldpolitik nur langsam und in kleinen Schritten straffen wird, was Gold ebenfalls attraktiver macht.

   Der Ausblick der Federal Reserve lastete derweil auch auf dem Dollar, denn ein langsamer Zinsanstieg in den USA macht den Greenback weniger interessant. Der Euro stieg im späten US-Handel auf rund 1,0930 Dollar nach Wechselkursen klar unter 1,08 am Vorabend. Die Gemeinschaftswährung profitierte indirekt aber auch von den Verwerfungen am Aktienmarkt. Einer der Gründe dürfte sein, dass der Euro neben dem Yen eine Währung für Zinsdifferenzgeschäfte ist. Solche Positionen werden bei steigender Risikoaversion reduziert.

   Am US-Rentenmarkt legten die Notierungen abermals zu. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank um 2 Basispunkte auf 2,15 Prozent, nachdem sie am Vortag schon kräftig gefallen war.

   Unter den größten Kursverlierern im Dow war die Boeing-Aktie mit einem Minus von 4,2 Prozent. Zwar hat der Flugzeughersteller im vergangenen Jahr mehr Maschinen an Kunden ausgeliefert als er erwartet hatte, doch gingen 2015 netto nur etwa halb so viele Bestellungen ein wie im Jahr 2014.

   Apple fielen um 4,2 Prozent unter die Marke von 100 Dollar. Nach den Fragezeichen hinter den Zielen bei der iPhone-Produktion sei der Titel nun technisch angeschlagen, heißt es. Weitere Abgaben seien zu befürchten. Yahoo könnte laut Berichten bis zu 10 Prozent der Belegschaft abbauen. Die Papiere des Internetkonzerns sanken um 6,2 Prozent. Nach schwachen Geschäftszahlen unter Markterwartungen brachen die Titel des Hausbauers KB Home um fast 15 Prozent ein. Walgreens Boots Alliance zogen dagegen um 1,9 Prozent an, die Drogeriekette hatte den Gewinn deutlich gesteigert.

   Macy's stiegen um 2,1 Prozent. Die zuletzt schwachen Ergebnisse zwingen den Einzelhändler, über einen Umbau des Unternehmens nachzudenken. Nachdem die Kaufhauskette im vergangenen Herbst noch den Verkauf von Immobilien abgelehnt hatte, lässt sie sich nun dazu von Banken beraten. Am Markt wurde dies positiv gesehen. Der Kaufhausbetreiber J.C. Penney meldete steigende Umsätze, die Titel zogen mit einem Plus von 3,7 Prozent nach.

INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.514,10 -2,32 -392,41 S&P-500 1.943,09 -2,37 -47,17 Nasdaq-Comp. 4.689,43 -3,03 -146,34 Nasdaq-100 4.305,72 -3,11 -138,26

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.49 Uhr Mi, 17.33 Uhr EUR/USD 1,0927 1,24% 1,0793 1,0760 EUR/JPY 128,56 0,96% 127,34 127,61 EUR/CHF 1,0854 0,06% 1,0847 1,0854 USD/JPY 117,65 -0,30% 118,00 118,60 GBP/USD 1,4613 0,01% 1,4612 1,4625 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   January 07, 2016 16:13 ET (21:13 GMT)

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