07.03.2018 15:45:47

MÄRKTE USA/Wall Street gibt mit Cohn-Rücktritt deutlich nach

Von Thomas Rossmann

NEW YORK (Dow Jones)--Mit einem kräftigen Abschlag ist die Wall Street zur Wochenmitte in den Handel gestartet. Der überraschende Rücktritt des obersten Wirtschaftsberaters im Weißen Haus, Gary Cohn, erhöht die Sorgen um die Einführung der von US-Präsident Donald Trump geplanten Strafzölle wieder deutlich zu. Cohn hat damit offenbar die Konsequenz aus seiner Niederlage im Streit um die geplanten Strafzölle gezogen. Der frühere Investmentbanker und klare Befürworter des Freihandels hatte sich mit Nachdruck gegen die geplanten Zölle auf Stahl und Aluminium gestemmt.

Der Dow-Jones-Index verliert im frühen Handel 0,9 Prozent auf 24.656 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,7 Prozent nach unten, der Nasdaq-Composite büßt 0,6 Prozent ein.

"Cohn wurde als der kühle Kopf gesehen, der sich in der Trump-Administration durchsetzen kann", so Markt-Stratege J.J. Kinahan von TD Ameritrade. Das deutliche Minus im S&P-500-Future zeige, dass der Markt eine Menge Vertrauen in Cohns Urteilsvermögen gesetzt und er sich im Laufe der Jahre an der Wall Street ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit erarbeitet habe, ergänzt der Teilnehmer.

US-Präsident Trump hat derweil die Europäische Union erneut scharf kritisiert und mit Zöllen auf Autoimporte von 25 Prozent gedroht. Die EU sei zu den USA "besonders hart", sagte er bei einem Treffen mit dem schwedischen Regierungschef Stefan Löfven. "Sie machen es für uns fast unmöglich, mit ihnen Geschäfte zu machen", sagte Trump über die Europäer. Die wirtschaftliche Situation sei "sehr, sehr ungerecht".

US-Daten liefern keine Impulse - ADP-Bericht besser als erwartet

Vor dem Hintergrund der gestiegenen Unsicherheit am Markt haben die veröffentlichten US-Daten kaum Einfluss auf das Geschehen. Der über den Erwartungen ausgefallene ADP-Arbeitsmarktbericht spielt keine Rolle. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtet, entstanden gegenüber dem Vormonat 235.000 Stellen. Analysten hatten nur ein Plus von 200.000 Jobs vorausgesagt. Auch die Vormonatsdaten wurden leicht nach oben revidiert. "Der US-Arbeitsmarkt brummt und läuft Gefahr, zu überhitzen", sagt Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. "Mit erhöhten Staatsausgaben und Steuersenkungen wird das Jobwachstum noch zunehmen."

Das Defizit der Handelsbilanz der USA ist im Januar den fünften Monat in Folge gestiegen und hat den höchsten Wert seit über neun Jahren erreicht. Es betrug nach vorläufigen Berechnungen 56,60 Milliarden Dollar. Volkswirte hatten mit einem Passivsaldo von 55,00 Milliarden Dollar gerechnet. Die Exporte sanken im Januar um 1,3 Prozent auf 200,91 Milliarden Dollar, die Importe stagnierten bei 257,51 Milliarden Dollar. Die Exporte hätten damit den stärksten Rückgang seit über einem Jahr verzeichnet und könnten sich negativ auf das Wachstum im ersten Quartal auswirken, so ein Teilnehmer.

Die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA hat im vierten Quartal 2017 nach revidierter Rechnung und auf das Jahr hochgerechnet gegenüber dem Vorquartal stagniert. Ökonomen hatten einen Rückgang von 0,1 Prozent erwartet, nachdem schon bei der ersten Lesung eine Abnahme von 0,1 Prozent ausgewiesen worden war. Im weiteren Verlauf folgen noch die wöchentlichen US-Öllagerdaten und das "Beige Book" der US-Notenbank.

Yen als sicherer Hafen gesucht

In Zeiten zunehmender Unsicherheit flüchten die Anleger unter anderem in den "sicheren Hafen" Yen. Für einen Dollar werden aktuell noch 105,92 Yen gezahlt. Am Dienstag hatte der Dollar in der Spitze 106,46 Yen gekostet. Auch der Euro baut seine Gewinne gegenüber dem Greenback noch etwas aus und klettert in der Spitze auf 1,2445 Dollar. Am Vortag hatte die Gemeinschaftswährung noch knapp unter der Marke von 1,24 Dollar gelegen. Aktuell geht die Devise mit 1,2412 Dollar um.

Die Stimmen der Vernunft würden weniger im Weißen Haus, die Gefahr eines Handelskriegs nehme zu, kommentiert Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank den Cohn-Rücktritt. Die politischen Dissonanzen in Washington und die zunehmende Unberechenbarkeit der US-Administration machten es dem Dollar zwar nicht leicht, bei der Commerzbank halte man an der Sicht eines steigenden Dollar aber dennoch fest, so die Analystin. Denn wenn Trump letztlich seinen Kopf durchsetze, sprächen US-Importzölle für eine Dollar-Aufwertung. Eine steigende Risikoaversion an den Finanzmärkten im Zuge zunehmender Sorgen vor einer Eskalation im Handelsstreit ebenso.

Auch die Anleihen zeigen sich in den zunehmend politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten mit Aufschlägen. Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt um 3 Basispunkte auf 2,86 Prozent. Der Goldpreis kann dagegen seine zwischenzeitlichen Aufschläge nicht behaupten. Der Preis für die Feinunze gibt um 0,6 Prozent auf 1.330 Dollar nach. Am Vortag war der Preis für das Edelmetall noch auf den höchsten Stand seit gut zwei Wochen gestiegen.

Die Ölpreise verzeichnen leichte Abgaben. Hier werde vor allem auf die anstehenden offiziellen US-Öllagerdaten geschaut. Die separat erhobenen API-Daten zeigen einen Anstieg um 5,7 Millionen Barrel. Händler verweisen auch auf die jüngsten Aufschläge bei den Ölpreisen, die zu einer leichten technischen Korrektur führen. So ging es für WTI an den vergangenen beiden Handelstagen um 2,6 Prozent nach oben. Aktuell gibt der Preis für ein Barrel der US-Sorte um 0,8 Prozent auf 62,11 Dollar nach. Brent verliert 0,3 Prozent auf 65,60 Dollar.

Abercrombie & Fitch schießen nach Zahlen nach oben

Kräftig nach oben geht es mit der Aktie von Abercrombie & Fitch, die sich um 9,4 Prozent erhöht. Das US-Modeunternehmen hat im vierten Quartal mehr umgesetzt und verdient als erwartet. Der bereinigte Gewinn je Aktie erreichte 1,38 Dollar. Der Konzernumsatz legte auf 1,19 Milliarden von vorher 1,04 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 1,10 Dollar bei Einnahmen von 1,16 Milliarden Dollar erwartet.

Die Papiere von Exxon Mobil fallen um 1,3 Prozent, obwohl der US-Mineralölkonzern bis 2025 den Gewinn und den Cashflow aus dem operativen Geschäft in etwa verdoppeln will. Der Wachstumsplan, den der Konzern anlässlich einer Investorenkonferenz in New York präsentierte, sieht zweistellige Renditen im Förder-, Verarbeitungs- bzw. Distributions- sowie Chemiegeschäft vor.

Die Netflix-Aktie verliert 1,0 Prozent. Die Analysten von Stifel haben die Titel des Streaming-Anbieters auf "Hold" von zuvor "Buy" abgestuft und dies mit der Bewertung der Aktie begründet. Sie seien zwar weiterhin von Geschäftsmodell und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens überzeugt, doch sei der Kurs den Fundamentaldaten vorausgeeilt.

Die Aktie von Autodesk schießt dagegen um 9,5 Prozent nach oben. Das Softwareunternehmen schnitt gewinn- und umsatzseitig in seinem vierten Quartal besser ab, als die Analysten erwartet hatten.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.655,60 -0,92 -228,52 -0,26

S&P-500 2.709,16 -0,70 -18,96 1,33

Nasdaq-Comp. 7.327,55 -0,60 -44,46 6,14

Nasdaq-100 6.872,64 -0,58 -40,38 7,45

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,24 -1,2 2,25 104,0

5 Jahre 2,63 -2,5 2,66 70,6

7 Jahre 2,79 -2,6 2,82 54,2

10 Jahre 2,86 -2,9 2,89 41,5

30 Jahre 3,14 -1,8 3,15 6,9

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:32 Di, 17:24 % YTD

EUR/USD 1,2412 -0,07% 1,2415 1,2412 +3,3%

EUR/JPY 131,50 +0,20% 131,21 131,47 -2,8%

EUR/CHF 1,1684 +0,34% 1,1650 1,1637 -0,2%

EUR/GBP 0,8936 -0,03% 0,8946 1,1187 +0,5%

USD/JPY 105,92 +0,25% 105,68 105,93 -6,0%

GBP/USD 1,3891 -0,04% 1,3877 1,3886 +2,8%

Bitcoin

BTC/USD 10.656,00 -1,8% 10.557,40 11.017,50 -22,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 62,11 62,6 -0,8% -0,49 +2,8%

Brent/ICE 65,60 65,79 -0,3% -0,19 -0,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.329,86 1.338,50 -0,6% -8,64 +2,1%

Silber (Spot) 16,59 16,76 -1,0% -0,18 -2,1%

Platin (Spot) 959,00 968,50 -1,0% -9,50 +3,2%

Kupfer-Future 3,12 3,15 -0,8% -0,03 -5,6%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/ros/flf

(END) Dow Jones Newswires

March 07, 2018 09:46 ET (14:46 GMT)

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