15.12.2015 18:56:50

MÄRKTE USA/Anfangsgewinne an den Börsen schmelzen etwas ab

   Von Steffen Gosenheimer und Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die vom Start weg gute Stimmung an den US-Börsen hat zum Mittag weiter Bestand. Gleichwohl können die Indizes ihre frühen Tageshochs nicht ganz halten. Während die am Mittwoch mehrheitlich erwartete erste Zinserhöhung in den USA seit fast zehn Jahren ihren Schrecken verloren zu haben scheint, macht die fortgesetzte leichte Erholung der Ölpreise die Anleger wieder mutiger. Stützend kommt die Spekulation hinzu, dass es nach der Zinserhöhung nur sehr langsam und allmählich weiter aufwärts gehen dürfte mit den US-Leitzinsen.

   So sind am Dienstag die US-Verbraucherpreise in der Kernrate wie erwartet im November im Jahresvergleich nur um 0,2 Prozent gestiegen. "Verbraucherpreise und Empire State Index bekräftigen, dass der Bedarf an Zinserhöhungen in den USA nur gering ist", kommentiert ein Händler. Der Empire State Index habe sich zwar etwas besser entwickelt als erwartet, liegt aber immer noch im Minus. Die US-Notenbank könne sich deshalb mit weiteren Schritten nach der erwarteten Zinswende Zeit lassen.

   Der Dow-Jones-Index liegt mit 1 Prozent im Plus bei 17.535 Punkten, der S&P-500 gewinnt ähnlich stark, während die Nasdaq-Indizes um 0,8 Prozent vorankommen. Am Rohstoffmarkt kostet das Barrel Öl der US-Sorte WTI 37,16 Dollar, rund 2 Prozent mehr als im späten Handel am Vortag in den USA. Europäisches Öl der Sorte Brent legt ähnlich stark zu und kostet 38,44 Dollar. Im Tief am Vortag hatte WTI noch 34,65 und Brent unter 36,50 Dollar gekostet, ehe der erste Erholungsschub nach dem jüngsten drastischen Einbruch und dem Erreichen eines neuen Merjahrestiefs einsetzte. Marktbeobachter sprechen von Gewinnmitnahmen jener Akteure, die auf fallende Ölpreise gewettet hätten. Den Experten der Commerzbank zufolge dürften inzwischen fast alle schlechten Nachrichten am Ölmarkt eingepreist sein.

   Die Analysten von Moody's sehen für das Öl dessen ungeachtet kaum Erholungspotenzial und haben ihre Preisprojektionen für 2016 auf 40 von zuvor 48 Dollar für WTI und auf 43 von vormals 53 Dollar für Brent gesenkt.

   Die Aktienmarktstrategen von Robert W. Baird & Co. halten am Aktienmarkt eine Weihnachtsrally trotz der in der Vorwoche noch eingetrübten Stimmung weiter für möglich: "Die Volatilität dürfte kurzfristig hoch bleiben. Aber die Sorgen unter den Anlegern sind übertrieben, die steuerlich bedingten Verkäufe lassen nach, je näher Weihnachten und die saisonale Stärke rückt. Die Möglichkeit einer Jahresendrally bleibt bestehen."

   "Es wird vor allem darauf ankommen, wie Janet Yellen sie verpackt", meint ein Händler mit Blick auf die erwartete Zinsanhebung. Der Markt wartet denn auch gespannt auf die Aussagen vor allem zum Ausblick der mittelfristigen Geldpolitik. Yellen müsse vermeiden, dass es mit der Zinserhöhung zu weiteren kräftigen Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern komme, weil dies zu neuen Marktverwerfungen und letztlich einer Eintrübung der Weltkonjunktur führen könne, heißt es im Handel.

   Am Devisenmarkt fällt der Euro am Tag vor der US-Zinserhöhung deutlich zurück. Die Gemeinschaftswährung wird mit 1,0918 gehandelt, im Tageshoch waren es noch 1,1061 Dollar gewesen. "Die Erwartung eines festen Dollar überlagert alle anderen Investmentthemen", so das Fazit der Bank of America - Merrill Lynch nach einer Befragung unter Fondsverwaltern. Viele Marktteilnehmer sähen nur in einem Ende des noch nicht einmal begonnenen Zinserhöhungszyklus in den USA einen Grund für ein Ende der Dollar-Stärke. Innerhalb der kommenden zwölf Monate rechneten 58 Prozent der Befragten mit mindestens drei Leitzinsschritten nach oben.

   Das zinslose gehaltene Gold ist in diesem Umfeld weiterhin nicht gefragt. Mit 1.062 Dollar je Feinunze kostet das Edelmetall in etwas soviel wie am Vorabend. Zu Jahresbeginn hatten die Anleger noch über 1.300 Dollar bezahlt. Am US-Rentenmarkt fallen die Notierungen. Mit steigenden Zinsen verlieren die umlaufenden Papiere an Attraktivität. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen zieht um 4 Basispunkte an auf 2,27 Prozent.

   Am US-Markt für Hochzinsanleihen (Junkbonds) bleibt die Spannung hoch. Am Markt ist von Schwierigkeiten bei einzelnen Fonds die Rede vor dem Hintergrund von Problemen in der Ölbranche angesichts des Ölpreisverfalls. Zwar gibt es nach Ansicht von Tim Dowling von NN Investment Partners nach dem breiten Ausverkauf nun viele Schnäppchen bei den Hochzinsanleihen - nicht nur im Bereich Rohstoffe und Energie -, noch seien die Anleger aber zu nervös und die Berichterstattung zu negativ, als dass sie auch wahrgenommen würden.

   Unter den Einzelaktien ziehen QUALCOMM um 3,4 Prozent an. Der Halbleiterkonzern hat seinen Ausblick auf das erste Quartal erhöht und einer Aufspaltung eine Absage erteilt. 3M stürzen dagegen nach einer Gewinnwarnung um fast 5 Prozent ab. Apple geben 0,5 Prozent nach. Der schier endlose Patentstreit mit dem Erzrivalen Samsung geht in eine neue Runde. Die Südkoreaner haben Berufung gegen ein Urteil eingelegt, demzufolge das Unternehmen wegen Patentrechtsverletzungen alle Profite aus dem Verkauf bestimmter Smartphones an den US-Konkurrenten abgeben muss.

   Lumber Liquidators Holdings schießen um 21,4 Prozent in die Höhe, nachdem ein bekannter Leerverkäufer seine negative Sicht auf die Aktie des Fußbodenbelagherstellers aufgegeben hat. Trotz eines überraschend deutlichen Umsatzwachstums hat FactSet mit dem Ergebnis je Aktie im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes verfehlt. Die Aktie büßt 3,7 Prozent ein.

   Greenbrier gewinnen 7,4 Prozent. Der Güterwaggonhersteller verzeichnet zwar unverändert eine geringere Nachfrage, doch zeichnet sich eine Besserung ab. Im ersten Geschäftsquartal 2015/16 erhielt das Unternehmen Aufträge für nur 500 Waggons. Im laufenden Monat Dezember waren es aber schon 1.300. VeriFone verlieren nach einer Abstufung auf "Neutral" durch Goldman Sachs 1,9 Prozent.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.535,46 0,96 166,96 S&P-500 2.042,17 1,00 20,23 Nasdaq-Comp. 4.994,44 0,85 42,21 Nasdaq-100 4.606,55 0,80 36,39

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.45 Uhr Mo, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0913 -1,28% 1,1054 1,1041 EUR/JPY 132,75 -0,44% 133,34 132,90 EUR/CHF 1,0824 -0,15% 1,0841 1,0817 USD/JPY 121,64 0,84% 120,63 120,37 GBP/USD 1,5045 -0,81% 1,5168 1,5136 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/gos/sha

   (END) Dow Jones Newswires

   December 15, 2015 12:26 ET (17:26 GMT)

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