04.12.2017 22:19:45

MÄRKTE USA/Aktienrally wegen Steuerreform kühlt im Verlauf ab

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Montag mit neuen Rekordständen die Gestalt annehmende Steuerreform in den USA gefeiert. Sowohl der Dow-Jones-Index als auch der S&P-500 sowie der Russell-2000 für kleinere Werte stiegen auf Allzeithochs. Anschließend ebbte die Euphorie aber deutlich ab und nach Gewinnmitnahmen rettete lediglich der Dow knappe Aufschläge ins Ziel. Mit der Verabschiedung der US-Steuerreform durch den Senat hatte das wichtigste Wahlkampfversprechen von US-Präsident Donald Trump eine weitere Hürde genommen. Das Repräsentantenhaus hatte die Steuerreform bereits Mitte November abgesegnet. Beide Kammern müssen nun ihre Versionen der Reform in Einklang bringen. Die Konsensfassung soll Trump dann bis Weihnachten vorgelegt werden.

Doch gaben die Kurse ihre Gewinne bis zum Handelsschluss zum größten Teil wieder ab. Ohnehin hatte die Rally vor dem Technologiesektor Halt gemacht. Der Halbleitersektor verlor als schwächste Branche 2,4 Prozent und belastete auch die Nasdaq. Analysten sprachen von einer erneuten Rotation aus zuletzt gut gelaufenen Branchen hin zu Nachzüglern. Die Hoffnung auf Steuersenkungen habe dieses Vorgehen intensiviert. Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 24.290 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite drehten 0,1 Prozent bzw. 1,1 ins Minus. Der Umsatz an der NYSE kletterte auf 986 (Freitag: 970) Millionen Stück. Dabei standen 1.506 (1.532) Kursgewinnern 1.459 (1.449) -verlierer gegenüber, unverändert gingen 130 (108) Titel aus der Sitzung. Während Finanzwerte auf Zehnjahreshochs sprangen, zählten neben Halbleiterwerten auch die Größen aus dem Technologiersektor Facebook, Microsoft, Alphabet, Amazon und Netflix zu den klaren Verlierern.

Feierlaune lässt nach

Die anfängliche Feierlaune wurde durch maue Industriedaten etwas getrübt. Der Auftragseingang der US-Industrie war im Oktober leicht gesunken, Ökonomen hatten allerdings mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet. Auch nicht so ganz vergessen schien die jüngste Entwicklung in der Russland-Affäre um das Schuldbekenntnis des ehemaligen nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn. Dieser hatte Trump zum Wochenausklang in arge Bedrängnis gebracht. Der Präsident hatte zwar erneut geheime Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland dementiert. Doch Marktteilnehmer blieben skeptisch.

"Es wird noch immer eine Herausforderung werden, die Steuerreform über die Bühne zu bringen. Aber es scheint nicht so unmöglich wie früher und jetzt gibt es Optimismus, dass es noch vor Ende des Jahres passieren könnte. Dies könnte bedeuten, dass die Regelungen rückwirkend gelten und die Belastungen für Unternehmen und Privatpersonen für dieses und das nächste Jahr geändert würden. Das wäre positiv", erklärte Marktstratege Randy Frederick von Charles Schwab.

Dollar profitiert von US-Steuerreform - Goldpreis nicht

Nach der Zustimmung des Senats zur US-Steuerreform legte der Dollar zu. Der Euro fiel im Tagestief bis auf 1,1829 Dollar nach Wechselkursen um 1,19 am Freitagabend. Zuletzt erholte er sich leicht auf 1,1857 Dollar. Zur eher verhaltenen Marktreaktion wurde auf die drohende Einstellung der Regierungsarbeit verwiesen, denn zum Wochenausklang läuft die Ausgabenermächtigung für die US-Regierung aus.

Mit dem festeren Dollar stand der Goldpreis unter Druck. Der Preis für die Feinunze reduzierte sich im späten Geschäft um 0,3 Prozent auf 1.276 Dollar. Auch die gestiegene Zuversicht auf ein Zustandekommen der Steuerreform möglicherweise noch vor Weihnachten belastete den "sicheren Hafen" Gold - neben der anrollenden US-Zinserhöhung im Dezember.

Auch die Ölpreise gaben mit dem festeren Dollar nach. Die positive Reaktion auf die Verlängerung der Fördermengenbegrenzung sei schon wieder verflogen, merkte ein Marktteilnehmer an. "Die Reaktion war begrenzt, da sich im Endeffekt kaum etwas geändert hat", so Analyst Olivier Jakob von Petromatrix. Billigere Tankerfrachtraten sorgten zudem für steigende US-Exporte. Diese glichen die sinkende Förderung bei Opec-Mitgliedern und anderen Staaten zum Teil wieder aus. Der Preis für ein Barrel europäisches Referenzöl der Sorte Brent fiel um 2,0 Prozent auf 62,45 Dollar. Für US-Leichtöl de Sorte WTI ging es um 1,5 Prozent auf 57,47 Dollar nach unten.

Trotz der jüngst verlängerten Ölförderbegrenzung des Erdölkartells Opec im Verbund mit Nichtmitgliedern wie Russland glauben die Analysten der Citigroup nicht an eine dauerhafte Ausbalancierung des Marktes. Die Experten erwarten, dass der Ölmarkt bis 2019 erneut überversorgt sein wird. Die Experten sagen einen Preisverfall bei Brent für 2019 auf 49 US-Dollar voraus.

Mit dem überwiegend positiven Umfeld am Aktienmarkt und der Hoffnung auf einen zusätzlichen Konjunkturschub durch Steuersenkungen waren US-Renten nicht gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 2 Basispunkte auf 2,37 Prozent.

Bankenwerte fest - Halbleitertitel schwach

Vor allem Banken dürften von einer Umsetzung der Steuerreform profitieren. Positiv für den Sektor wirken die steigenden Renditen am US-Anleihemarkt. Sie ziehen an, weil die Steuerreform die Konjunktur stützen und damit die Preise antreiben dürfte. Dazu kommt die Erwartung einer geringeren Bankenregulierung. Der Bankensektor im S&P-500 stieg um 2,3 Prozent. Goldman Sachs, JP Morgan und Bank of America zogen um 0,7 Prozent, 2,1 bzw. 3,4 Prozent an.

Im Halbleitersektor verloren Nvidia 5,6 Prozent, Advanced Micro Devices (AMD) 6,5 und Intel 0,4 Prozent. AMD wurden zwischenzeitlich erstmals seit Mai unter der 10-Dollarmarke gehandelt. Im Handel war die Rede davon, das Angebot bei Speicherchips könnte mit der Nachfrage steigen. Apple verloren 0,7 Prozent. Irland beugte sich im Streit um die Eintreibung von Steuern von Apple nun offenbar doch dem Druck der EU. Irland habe sich mit dem Technologieriesen auf die Bedingungen eines Treuhandfonds verständigt, sagte Finanzminister Paschal Donohoe. Somit könnten erste Gelder der geforderten 13 Milliarden Euro ab dem ersten Quartal 2018 fließen.

Im Fokus stand darüber hinaus eine Milliardenübernahme in der US-Gesundheitsbranche, die sich allerdings abgezeichnet hatte. Die Drogeriekette CVS wird die Krankenkasse Aetna für rund 69 Milliarden US-Dollar übernehmen. Aetna drehten nach deutlichen Aufschlägen 1,4 Prozent ins Minus, CVS gaben 4,6 Prozent ab. Walt Disney und 21st Century Fox reden offenbar wieder über den Kauf von Teilen von 21st Century Fox durch den Unterhaltungskonzern, so Kreise. Walt Disney legten um 4,7 Prozent zu. General Cable schnellten um 35,1 Prozent empor, der italienische Kabelhersteller Prysmian will die Gesellschaft übernehmen. Digital Power sprangen um 75,4 Prozent, nachdem die Gesellschaft ein neues Produkt im Bereich Kryptowährungen eingeführt hatte.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.290,05 0,24 58,46 22,91 S&P-500 2.639,44 -0,11 -2,78 17,89 Nasdaq-Comp. 6.775,37 -1,05 -72,22 25,86 Nasdaq-100 6.263,70 -1,17 -74,17 28,79 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,81 4,8 1,76 60,4 5 Jahre 2,14 3,8 2,10 21,5 7 Jahre 2,29 2,4 2,26 3,9 10 Jahre 2,37 1,8 2,36 -7,1 30 Jahre 2,76 0,6 2,76 -30,3 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:19 Fr, 18:16 % YTD EUR/USD 1,1860 +0,12% 1,1846 1,1901 +12,8% EUR/JPY 133,42 -0,26% 133,78 133,37 +8,5% EUR/CHF 1,1687 +0,24% 1,1660 1,1618 +9,1% EUR/GBP 0,8807 -0,18% 0,8823 1,1341 +3,3% USD/JPY 112,50 -0,38% 112,93 112,05 -3,8% GBP/USD 1,3467 +0,30% 1,3426 1,3498 +9,2% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 57,46 58,36 -1,5% -0,90 +0,8% Brent/ICE 62,40 63,73 -2,1% -1,33 +6,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.276,64 1.280,42 -0,3% -3,78 +10,9% Silber (Spot) 16,35 16,44 -0,5% -0,08 +2,7% Platin (Spot) 927,45 939,75 -1,3% -12,30 +2,6% Kupfer-Future 3,06 3,07 -0,0% -0,00 +21,4% ===

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

December 04, 2017 16:16 ET (21:16 GMT)

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