15.12.2015 18:52:50

MÄRKTE EUROPA/Hoffnung auf Jahresendrally nimmt zu

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten haben die Kurse am Dienstag stramm auf Erholungskurs gelegen. Der Dax stieg um 3,1 Prozent auf 10.450 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gewann sogar 3,3 Prozent auf 3.242 Zähler. Gestützt wurde die Stimmung von einem überraschenden Anstieg des ZEW-Konjunkturindexes. Zudem legte der Ölpreis wieder zu und minderte so etwas die Sorgen vor Kreditausfällen in der Ölindustrie. Deshalb half das den Kursen über die Ölindustrie hinaus. Der Index der europäischen Öl-Aktien legte um 3,9 Prozent zu, der Index der Bankaktien um 3,7 Prozent und der Index der Automobilwerte um 3,1 Prozent.

   Die Vorsicht der Marktteilnehmer könnte nun die nächste Welle der Jahresendrally auslösen, gerade auch in den USA. "Die Fondsabflüsse waren zuletzt extrem hoch", sagte ein Marktteilnehmer. In der vergangenen Wochen seien aus US-Aktienfonds 13,5 Milliarden Dollar abgeflossen und damit so viel wie seit über vier Jahren nicht mehr.

   Weiter hieß es, die Sorgen um den so genannten Junk-Bond-Markt seien übertrieben. Die Kredite an die Ölindustrie hatten in den vergangenen Tagen weltweit den Rückschlag bei den Aktien beschleunigt, weil wegen des fallenden Ölpreises die Furcht vor Pleiten gewachsen war. Nun hieß es aber auch, viele Marktteilnehmer hätten die Situation zu Unrecht mit der Krise der Hypothekenpapiere 2007 und 2008 verglichen. Schließlich handele es sich nun um "Ramschanleihen", damals aber um verbriefte Papiere angeblich bester Qualität.

   Der DAX habe am Montag möglicherweise eine 62-Prozentkorrektur abgeschlossen, sagte Holger Struck von hs-livetrading. Günstig sei, dass das in "komplett überverkaufter und mit Kaufsignalen ausgestatteter Indikatorenlage" geschehen sei. Nun sei die Marke von 10.626 Punkten das nächste technische Ziel.

   Weiter angetrieben wurden die Kurse am Nachmittag von neuen US-Konjunkturdaten. "Verbraucherpreise und Empire State Manufacturing bekräftigen, dass der Bedarf an Zinserhöhungen in den USA nur gering ist", sagte ein Händler. Die Preise stiegen nur moderat, der Empire State Index hat sich zwar etwas besser entwickelt als erwartet, lag aber immer noch im Minus. Die US-Notenbank könne sich deshalb mit weiteren Schritten nach dem erwarteten Einleiten der Zinswende Zeit lassen.

   Die Sitzung der US-Notenbank mit der wahrscheinlichen Leitzinserhöhung dürfte zur Wochenmitte den Handel prägen. Das Ergebnis wird am Mittwochabend bekannt gegeben. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank erstmals seit fast zehn Jahren die Leitzinsen erhöht, mit 80 Prozent eingepreist. "Damit wird es vor allem darauf ankommen, wie Janet Yellen sie verpackt", sagt ein Händler, der von einer kommunikativen Herausforderung spricht. Die US-Notenbankchefin müsse vor allem vermeiden, dass es mit der Zinserhöhung zu weiteren kräftigen Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern komme. Außerdem ist die Situation für viele Marktteilnehmer völlig neu, da sie noch nie eine Leitzinserhöhung mitgemacht hätten.

   Im Inland sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im Dezember auf 16,1 von 10,4 gestiegen. "Da die Stimmung der im ZEW befragten Finanzanalysten immer nur dem Markt hinterherläuft, hatten wir heute eigentlich mit schlechteren Ergebnissen gerechnet", sagt ein Händler. Der überraschend positive Wert deute darauf hin, dass auch der ifo-Geschäftsklimaindex eine positive Überraschung enthalten werde.

   Gewinner Nummer eins im DAX waren Lufthansa mit einem Plus von 5,1 Prozent. Deutsche Telekom erholten sich um 4,9 Prozent. Knapp dahinter folgten Deutsche Post, die 4,7 Prozent gewannen, nachdem Goldman Sachs die Aktien auf "Conviction Buy" genommen hat.

   Auf der Überholspur lagen auch die Autoaktien. Hier stiegen Daimler um 3,5 Prozent, BMW um 3,0 Prozent und VW um 1,7 Prozent. Conti gewannen 3,2 Prozent. Wie die Herstellervereinigung ACEA berichtete, sprang der Automobilabsatz in der EU und den Ländern der europäischen Freihandelszone im November um 13,7 Prozent nach oben.

   Thema Nummer eins in der zweiten Reihe stellten Dialog Semiconductor. Dank einer Erholungsrally schlossen sie nur noch mit 1 Prozent im Minus, zeitweise waren es nach einer Umsatzwarnung fast 20 Prozent gewesen auf nur noch gut 26 Euro. Der Gewinn dürfte um 10 bis 12 Prozent zurückgehen, was die Aktie um 27 Euro mit einem "nicht durchhaltbar" niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 bewertete, hieß es beim Brokerhaus MainFirst. Zudem steige beim gegenwärtigen Dialog-Kurs die Wahrscheinlichkeit, dass Atmel ihr Übernahmeangebot nicht akzeptieren werde. Auch das wäre für den Kurs eher stützend.

   Die TecDAX-Werte GFT und Adva legten gut 8 und gut 9 Prozent zu. Im MDAX stiegen METRO nach neuen Geschäftszahlen um 4,4 Prozent. Stada legten fast 6 Prozent zu. MDAX und TecDax stiegen etwas weniger stark als der DAX.

   Geradezu geschockt reagierten die Anleger auf die Absage der Übernahme der britischen Aveva durch Schneider Electric. Sie schien bereits in trockenen Tüchern. Doch die beiden Unternehmen konnten sich letztlich bei den Details nicht einigen. So löste sich kurz vor Jahresschluss ein bereits sicher gedachter Deal in Luft auf. Aveva brachen um 28 Prozent ein, Schneider-Aktien schlossen 1,1 Prozent im Plus.

   Am Devisenmarkt lag der Euro am frühen Abend mit 1,0925 Dollar wieder unter der Marke von 1,10 Dollar. Noch stärker als am Aktienmarkt stand hier die beginnende Fed-Sitzung im Blick mit der Spekulation um eine marktfreundliche Verpackung der erwarteten ersten US-Leitzinserhöhung seit fast zehn Jahren.

   Europäische Schlussstände von Dienstag, den 15. Dezember 2015:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.241,59 +102,35 +3,3% +3,0% Stoxx-50 3.052,05 +91,35 +3,1% +1,6% Stoxx-600 359,62 +10,08 +2,9% +5,0% XETRA-DAX 10.450,38 +311,04 +3,1% +6,6% FTSE-100 London 6.017,79 +143,73 +2,4% -8,4% CAC-40 Paris 4.614,40 +141,33 +3,2% +8,0% AEX Amsterdam 433,63 +12,97 +3,1% +2,2% ATHEX-20 Athen 170,82 -1,29 -0,7% -35,5% BEL-20 Brüssel 3.582,18 +89,28 +2,6% +9,0% BUX Budapest 23.073,63 +67,90 +0,3% +38,7% OMXH-25 Helsinki 3.298,83 +93,54 +2,9% +10,4% ISE NAT. 30 Istanbul 88.583,32 +3690,20 +4,3% -16,6% OMXC-20 Kopenhagen 981,64 +18,85 +2,0% +31,9% PSI 20 Lissabon 5.022,98 +127,12 +2,5% +7,3% IBEX-35 Madrid 9.711,60 +283,10 +3,0% -5,5% FTSE-MIB Mailand 21.272,68 +766,12 +3,7% +11,9% RTS Moskau 783,65 +22,57 +3,0% -0,9% OBX Oslo 536,56 +15,75 +3,0% +2,5% PX-GLOB Prag 1.206,12 +11,14 +0,9% +1,9% OMXS-30 Stockholm 1.426,47 +37,22 +2,7% -2,6% WIG-20 Warschau 1.771,99 +17,25 +1,0% -23,5% ATX Wien 2.352,43 +60,11 +2,6% +8,9% SMI Zürich 8.581,56 +206,25 +2,5% -4,5%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.45 Uhr Mo, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0926 -1,16% 1,1054 1,1041 EUR/JPY 132,87 -0,36% 133,34 132,90 EUR/CHF 1,0818 -0,21% 1,0841 1,0817 USD/JPY 121,61 0,81% 120,63 120,37 GBP/USD 1,5054 -0,75% 1,5168 1,5136 === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

   DJG/hru/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   December 15, 2015 12:20 ET (17:20 GMT)

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