31.01.2017 23:37:58
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Lausitzer Rundschau: Historische Ungerechtigkeit an einem Helden Zu: Der Geheimdienstfall Lech Walesa
Cottbus (ots) - Ein wenig erinnert das Trauerspiel um Polens
Freiheitshelden Lech Walesa an die Schlussphase der Ära Helmut Kohl
in Deutschland, die von einem dramatischen Ansehensverlust und von
der Spendenaffäre überschattet wurde. Über Walesa wird in Polen seit
vielen Jahren vor allem im Zusammenhang mit angeblichen
Stasi-Spitzeleien berichtet, zu denen sich der spätere
Solidarnosc-Führer in den 70er-Jahren verpflichtet haben soll. Im
Lichte der neuesten Erkenntnisse muss es wohl heißen: verpflichtet
hat, auch wenn Walesa alle Vorwürfe bestreitet - und sich dabei immer
weiter verrennt. Denn die wenigsten Menschen kämen vermutlich auf die
Idee, von einem Revolutionär eine blütenweiße biografische Weste zu
verlangen. Hätte der Freiheitsheld früh reinen Tisch gemacht, wäre
die "Akte Bolek" vermutlich längst in Vergessenheit geraten, zumal
selbst seine schärfsten Kritiker nicht behaupten, Walesa hätte
Mitstreiter systematisch ausgeforscht und an die Stasi verraten. Mit
kaum 30 Jahren hat der inhaftierte Familienvater in einer
Drucksituation eine Verpflichtungserklärung unterschrieben - viel
mehr war nicht. Das frühe Fehlverhalten verblasst vollends, wenn man
Walesas Verdienste dagegenstellt. Er war der Mann, der allen anderen
friedlichen Revolutionären im Osten Europas den Weg bereitete! Schon
wahr: Ohne Michail Gorbatschows Perestroika wäre der Wandel im
Sowjetblock ebenso wenig denkbar gewesen. Aber die beiden bedingten
einander. Walesa führte die Revolution von unten, Gorbatschow den
"Umbau" von oben. Daran muss man an einem Tag erinnern, an dem seine
Gegner den Helden am liebsten zum Schurken erklären würden. Das darf
und wird ihnen nicht gelingen. Es wäre eine historische
Ungerechtigkeit sondergleichen.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232 Fax: 0355/481275 politik@lr-online.de
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