22.12.2016 21:57:56
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Lausitzer Rundschau: Aus dem Auge, aus dem Sinn Konsequenzen aus dem Fall Amri
Cottbus (ots) - Je mehr über den mutmaßlichen Attentäter Amri
bekannt wird, umso sachlicher lässt sich über die Konsequenzen dieses
Falles diskutieren. Erstens: Die Toten von Berlin sind nicht "Merkels
Tote", der Verdächtige ist nicht mit der großen Flüchtlingswelle über
den Balkan eingereist und war hier auch nicht willkommen. Amri ist
vielmehr 2011 von Tunesien nach Italien gelangt. Er ist einer von
jenen Glückssuchern aus Nordafrika, die sich illegal in Europa
aufhalten und oft in der Kleinkriminalität landen. In Italien war er
schon in Haft, sein Asylantrag wurde abgelehnt. Dass der Mann
trotzdem nach Deutschland kam, hat mit dem Zusammenbruch des
Dublin-Systems im Jahr 2015 und mangelnder Kooperation der
europäischen Staaten zu tun. Ob es auch Probleme beim Datenabgleich
zwischen Deutschland und Italien gab, muss noch geklärt werden.
Zweitens: Das Asylverfahren in Deutschland hat funktioniert. Amris
falsche Identität als Ägypter flog schnell auf, sein Antrag wurde
zügig bearbeitet und abgelehnt. Eine Einstufung Tunesiens als
sicheres Herkunftsland hätte das Verfahren allerdings womöglich ab
dem Zeitpunkt beschleunigt, als man wusste, woher der Mann wirklich
kam. Die Grünen brauchen nach dem Anschlag von Berlin schon bessere
Argumente als bisher, um das im Bundesrat weiter zu blockieren. Auch
in Deutschland war die Abschiebung Amris verfügt worden. Nur konnte
sie wie zuvor schon in Italien nicht vollzogen werden, weil Tunesien
sich zunächst weigerte, ihm Ersatzpapiere auszustellen. Die kamen
erst nach dem Anschlag. Allerdings: Amri war als Gefährder erkannt.
Genau für solche Leute, die zudem zur Ausreise aufgefordert sind,
fordern CSU und CDU eine Ausweitung der Gründe für eine Abschiebehaft
sowie deren Verlängerung. Und sie haben damit recht. Das darf die SPD
nicht länger blockieren. Drittens: Die Sicherheitsbehörden haben die
Gefahr, die von Amri ausging, frühzeitig erkannt. Wie sie schon viele
Anschläge frühzeitig erkannt und verhindert haben. Es hat ihnen
technisch und rechtlich an nichts gefehlt. Alles, was nach den
Terroranschlägen von Paris geschaffen wurde, hat funktioniert. Es gab
Telefonüberwachung, es gab V-Leute, die ihn beobachteten, das
Gemeinsame Terrorabwehrzentrum hat über ihn gesprochen. Wegen dieses
Falles muss die Sicherheitspolitik Deutschlands wahrlich nicht auf
den Kopf gestellt werden; die CSU sollte zur Sachlichkeit
zurückkehren. Was geändert werden muss, ist allerdings das Hin- und
Herschieben der Verantwortung zwischen Ländern und Behörden. Und die
behäbige Routine, die im Fall Amri eine Rolle gespielt zu haben
scheint, mindestens in Berlin, muss endlich aufhören. Manche haben
den Schuss offenbar noch nicht gehört. Als eine Observation im Herbst
keine unmittelbare Gefahr mehr ergab, nahm man es hin, dass der Mann
einfach vom Radarschirm verschwand. Keiner fühlte sich noch
verantwortlich. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Bis letzten Montag.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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