Für 8,3 Milliarden Dollar 25.08.2014 11:35:00

InterMune-Aktie hebt ab nach Roche-Übernahme

Zum Handelsauftakt am Montag steigen die Papiere des US-Biotechnologieunternehmens kräftig. Zeitweise legten die InterMune-Aktien an der Frankfurter Börse 45 Prozent zu. Der Grund für den Höhenflug ist die verbindliche Übernahmevereinbarung, die Roche und InterMune getroffen haben. Das teilten der amerikanische Biotechkonzern und das schweizerische Pharmaunternehmen am Sonntag mit.

Mit dem Kauf baut Roche sein Geschäft mit Atemwegs-Medikamenten aus. Die Schweizer sehen Milliarden-Umsatzpotenzial für das InterMune-Mittel Pirfenidon, das in den USA kurz vor der Marktzulassung steht.

Für Roche ist es die größte Übernahme seit dem Kauf des US-Konkurrenten Genentech 2009 für 47 Milliarden Dollar. Roche lässt sich Intermune einiges kosten. Die Intermune-Aktionäre erhalten 74 Dollar je Anteilsschein. Das ist ein Aufschlag von 63 Prozent auf den Preis der Aktie am 12. August zum Handelsschluss, anschließend war der Kurs aufgrund von Übernahmegerüchten bereits deutlich gestiegen.

Wer erst am Freitag eingestiegen ist, kann sich immer noch über einen Aufschlag von 38 Prozent freuen. Seit Jahresanfang ist die Aktie des bislang defizitären Unternehmen aus Kalifornien um fast 250 Prozent gestiegen. Roche-Aktien legten trotz des kräftigen Zuschlags zum Handelsauftakt dennoch etwas zu. Als Interessenten für Intermune galten auch Actelion aus der Schweiz, Sanofi aus Frankreich und GlaxoSmithKline aus Großbritannien.

Bezahlen will Roche den Preis aus eigenen Cash-Beständen sowie über die Erlöse von neuen Anleihen. Das Geschäft soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Voraussetzung ist die Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Zudem muss sich die Mehrheit der Intermune-Aktionäre dafür entscheiden. Ab 2016 soll der Zukauf die Gewinne bei Roche steigern.

In Europa, Kanada und Japan ist Pirfenidon - auch unter dem Namen Esbriet - bereits freigeben. Studien zufolge senkt das Mittel das Sterberisiko bei sogenannter idiopathischer Lungenfibrose um fast die Hälfte. Unter der Krankheit, die bislang als nicht heilbar galt, leiden in den USA und Europa jeweils etwa 100.000 Menschen. Die jüngsten Studien hätten Roche überzeugt, erklärte der Konzern. Damit machen die Schweizer vor allem dem deutschen Rivalen Boehringer Ingelheim Konkurrenz, der ein Medikament für die recht seltene Krankheit entwickelt hat.

Roche-Chef Severin Schwan sieht im Kauf ein gutes Beispiel für die Übernahmestrategie seines Hauses. Roche setzt dabei eher auf die Ergänzung seiner Produkte als auf einzelne Mega-Akquisitionen. Damit will der Weltmarktführer für Krebsmedikamente seine Produktbasis vergrößern. Zuletzt mussten die Schweizer bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Diabetes und Herzkrankheiten Rückschläge hinnehmen.

In der Pharmabranche läuft der Markt für Übernahmen heiß. In diesem Jahr wurden bereits Akquisitionsgeschäfte im Umfang von fast 250 Milliarden US-Dollar eingeleitet, vor einem Jahr waren es knapp 70 Milliarden Dollar. Unter anderem hat Bayer den Kauf des Geschäfts mit rezeptfreien Mitteln des US-Konzerns Merck für 14,2 Milliarden US-Dollar vereinbart. Der vor drei Monaten vorerst gescheiterte Versuch von Weltmarktführer Pfizer, den britischen Konkurrenten AstraZeneca für 117 Milliarden Dollar zu kaufen, könnte die Übernahmesumme weiter erhöhen. Experten gehen davon aus, dass die Amerikaner einen neuen Anlauf unternehmen werden.

Für Enttäuschung sorgte der US-Zukauf von Roche in Japan. Denn gleichzeitig nahmen die Schweizer Kreisen zufolge Abstand von der geplanten Komplettübernahme ihrer dortigen Tochter Chugai. Spekuliert worden war über einen Preis von zehn Milliarden Dollar für die 38 Prozent an dem Unternehmen, die Roche bislang nicht gehören. Die Chugai-Aktie ging am Montag auf Talfahrt.

/he

BASEL (dpa-AFX)

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