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11.08.2020 17:00:43

Ex-Kanzler Schröder interveniert wegen Nord Stream 2 bei Merkel - Bericht

BERLIN (Dow Jones)--Der Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) soll bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen der US-Sanktionen gegen die neue deutsch-russische Gasleitung Nord Stream 2 interveniert haben. Schröder habe Merkel zuletzt in mehreren Gesprächen um Unterstützung gebeten, damit die umstrittene Pipeline fertig gebaut werden könne, berichten Insider der Wirtschaftswoche.

Die Kanzlerin habe Schröder zugesichert, sie werde sich die Eingriffe der Amerikaner nicht länger gefallen lassen. Stil und Tonfall der immer offensiveren US-Interventionen seien nicht akzeptabel, so die Wirtschaftswoche. Merkel habe Schröder auch deutlich gemacht, dass sie zu dem von der Bundesregierung vorangetriebenen Projekt stehe und alles tue, um auch die innerhalb der EU vorhandenen Gegner der Pipeline zu überzeugen. Merkel machte Schröder jedoch auch deutlich, dass sie keine Gegenmaßnahmen wolle, um eine Eskalation zu vermeiden, die in einen Handelskrieg münden könne. Das Bundespresseamt konnte in der Sache kurzfristig keine Stellung beziehen.

Schröder hatte bei einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages zuletzt Gegenmaßnahmen der Bundesregierung gefordert, um die Fertigstellung nicht zu gefährden. Der von den Drohungen der USA besonders betroffene Fährhafen Sassnitz auf Rügen liegt im Wahlkreis der Bundeskanzlerin. Drei US-Senatoren hatten dem Hafen vergangene Woche öffentlich mit der "finanziellen Vernichtung" gedroht, falls dort weiter Dienstleistungen für den Bau der Pipeline bereitgestellt würden. Von Sassnitz aus wird die Fertigstellung der letzten 150 Kilometer der Pipeline logistisch vorbereitet.

Schröder ist Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der im schweizerischen Zug ansässigen Firma Nord Stream AG, einer Tochterfirma des russischen Gaskonzerns Gazprom. Die Firma hat bereits eine Gasleitung zwischen Russland und Deutschland in Betrieb. Den Bau der zweiten Leitung, Nord Stream 2, wollen die USA mit allen Mitteln verhindern. Hintergrund ist, dass sie Flüssiggas nach Deutschland liefern wollen, was jedoch deutlich teurer ist als das russische Gas.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/cbr

(END) Dow Jones Newswires

August 11, 2020 11:00 ET (15:00 GMT)

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