Übernahme angestrebt 16.02.2015 16:24:32

Deutsche Wohnen will conwert Immobilien übernehmen

Nach dem GSW-Zukauf vor einem Jahr stemmt der Immobilienkonzern damit seine nächste Großübernahme. Knapp 1 Milliarde Euro wird Deutsche Wohnen die Übernahme kosten.

   Bedingung für die Offerte ist eine Mindestannahmequote von 50 Prozent plus eine Aktie. Im Vorfeld hat sich Deutsche Wohnen bereits rund 25 Prozent der Anteile gesichert. Am Markt wurde die Offerte allerdings als unattraktiv gewertet.

   Das Angebot entspricht einer Prämie auf den conwert-Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate von rund 21,5 Prozent, wie Deutsche Wohnen mitteilte. Allerdings hatte die Aktie zuletzt zugelegt - auf den letzten Kurs vor dem Übernahmeangebot stellt das Angebot nur einen Aufschlag von rund 5 Prozent dar.

   Händler kritisierten deshalb auch das Angebot als recht niedrig. Das Immobilienportfolio von Conwert sei viel mehr wert als die gebotenen 11,50 Euro, hieß es. "Der Net Asset Value liegt bei 15,34 Euro je Aktie", sagte der Händler mit Blick auf Berechnungen seines Analysten. Die Conwert-Aktie handelte im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz auf Höhe der Offerte, Deutsche Wohnen legten 0,7 Prozent zu.

   Die Konsolidierung am deutschen Wohnungsmarkt setzt sich damit fort: Im vergangenen Jahr hat die im Deutsche Wohnen den Wettbewerber GSW Immobilien AG aufgekauft. Und Ende Januar gab das Bundeskartellamt grünes Licht für die Milliardenfusion der Immobilienkonzerne Deutsche Annington und Gagfah. Der Markt wartet derzeit darauf, wie viele Gagfah-Aktionäre ihre Titel der Deutschen Annington angedient haben.

   Die Unterstützung von zwei wichtigen Anteilseignern hat Deutsche Wohnen bereits gewonnen: Der größte Conwert-Aktionär, die Haselsteiner Familien-Privatstiftung (HFP), hat sich verpflichtet, mit einem direkt und indirekt gehaltenen Anteil von rund 19 Prozent des Grundkapitals an dem Übernahmeangebot teilzunehmen. HFP verringert ihren Anteil an Conwert damit auf 5,1 Prozent. Der Investor Karl Ehlerding und Mitglieder seiner Familie, wollen 6,6 Prozent an Conwert verkaufen, 1,2 Prozent davon in der Nachfrist.

   Der Conwert-Tochter ECO will Deutsche Wohnen gleichzeitig eine Offerte von 6,35 Euro je Aktie unterbreiten und greift damit einem bei Übernahme von Conwert fälligen Pflichtangebot vor. Langfristig soll das auf Büro- und Gewerbeimmobilien spezialisierte Unternehmen aber verkauft werden. Es könnte nicht die einzige Veräußerung bleiben. Nach erfolgreichem Abschluss der Transaktion will Deutsche Wohnen das Immobilienportfolio von Conwert nochmals überprüfen.

   Grundsätzlich passe das Portfolio der Österreicher gut zur Strategie der Deutsche Wohnen, die ihr Portfolio auf Metropolregionen ausrichtet, hieß es. Rund 25.000 Wohneinheiten und somit ca. 90 Prozent des Wohnungsbestandes der Österreicher liegen in Deutschland. Etwa die Hälfte des Wohnungsbestandes befindet sich in den Regionen Berlin, Potsdam, Dresden, Wien und Leipzig. Deutsche Wohnen besitzt in Deutschland aktuell rund 149.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten, vor allem in Berlin, Rhein-Main, Rheinland, Dresden und Hannover.

   Der Immobilienkonzern aus Frankfurt am Main war zuletzt Anfang 2014 auf Einkaufstour: Für 1,75 Milliarden Euro hat er die GSW Immobilien AG übernommen und mit eigenen Aktien bezahlt. Durch die Integration von GSW stieg Deutsche Wohnen zum zweitgrößten Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland nach der Deutschen Annington auf und konnte zudem den Konzerngewinn im vergangenen Jahr mehr als verdoppeln. Auch die in der Immobilienbranche als operatives Ergebnis verwendete Kennziffer FFO 1 wuchs kräftig um 93 Prozent auf 166,3 Millionen Euro - Verkäufe ausgenommen.

   Der Abstand zur Deutschen Annington dürfte sich in Kürze aber weiter vergrößern, denn der Marktführer schließt sich mit dem kleineren Wettbewerber Gagfah zusammen. Durch die Übernahme der Nummer drei durch die Nummer eins im deutschen Wohnungsmarkt, die Gagfah mit fast vier Milliarden Euro bewertet, wird das zweitgrößte börsennotierte Immobilienunternehmen in Europa entstehen. Gemeinsam verwalten die beiden MDax-Unternehmen einen Bestand von rund 350.000 Wohneinheiten.

   Einige Marktteilnehmer favorisieren derzeit die Deutsche Annington. Denn sie werde im Umfeld der Gagfah-Übernahme im angloamerikanischen Raum mehr und mehr als "die deutsche Immobilienaktie" wahrgenommen. Dazu passe die DAX-Fantasie: Je nach Andienungsquote könnte sich die Deutsche Annington nach der Gagfah-Übernahme in der Rangliste für einen DAX-Platz noch vor ProSieben in die Pole-Position schieben.

   Die Branche insgesamt dürfte derweil von weiteren Konsolidierungsspekulationen profitieren. Hintergrund der steigenden Kurse bei Immobilienwerten sind die rückläufigen Zinsen. "Fallende Zinsen erhöhen den Wert der Unternehmen schon bei stagnierenden Mieten", sagte ein Marktteilnehmer. Die Mieten zögen aber sogar weiter an, zumindest in den Ballungsräumen.

   Das Angebot der Deutsche Wohnen für die conwert Immobilien Invest SE umfasst auch die von dem Wiener Unternehmen ausgegebenen Wandelschuldverschreibungen. Die Deutsche Wohnen will 111.868 Euro je Nominale 100.000 Euro für die Wandelschuldverschreibungen mit Laufzeit bis 2016 und 119.295 Euro je Nominale 100.000 Euro für die Wandelschuldverschreibungen mit Laufzeit bis 2018 bieten. In der Nachfrist soll der Bar-Angebotspreis niedriger liegen.

   Die Transaktion wird zum Teil über eine von Banken bereitgestellte Brückenfinanzierung über rund 900 Millionen Euro finanziert, die im Laufe des Jahres durch eine Kapitalerhöhung abgelöst werden soll. Goldman Sachs und UBS agieren als Finanzberater der Deutsche Wohnen. An der Prognose eines Verschuldungsgrades von rund 50 Prozent zum Jahresende 2015 hält die Deutsche Wohnen fest.

   Mitarbeit: Herbert Rude

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