18.07.2017 22:53:56
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Börsen-Zeitung: Zweite Chance für Kengeter, Kommentar zur Deutschen Börse von Claus Döring
Dass die Deutsche Börse die Vorwürfe "auch nach Hinzuziehung von Experten" weiterhin für unbegründet hält, ist Wortgeplänkel. Was von der Expertise hinzugezogener Experten zu halten ist, hat die Börse bei der gescheiterten London-Fusion unter Beweis gestellt, bei der 76 Mill. Euro Beraterkosten in den Sand gesetzt wurden. Wäre die Deutsche Börse nicht bereit, dem Vorschlag der Staatsanwaltschaft zu folgen, müsste sie nicht nur ein peinliches Strafverfahren gewärtigen, sondern sich auch von ihrem Vorstandsvorsitzenden trennen. Denn für einen Marktbetreiber, dessen Assets Zuverlässigkeit und Integrität sind, waren schon die Ermittlungen gegen Kengeter ein schwerer Schlag. Die Eröffnung eines Strafverfahrens wegen Verstoßes gegen Kapitalmarktgesetze hätte gravierende geschäftspolitische Folgen, und das ausgerechnet in einer Zeit, in der sich Frankfurt als Alternative zum Brexit-geschädigten Finanzplatz London positionieren will.
Deshalb sollten sich auch Landesregierung und BaFin als Aufsichtsbehörden nicht lange bitten lassen und dem Vorschlag der Staatsanwaltschaft folgen. Erst dann kann der Aufsichtsrat der Deutschen Börse die Bestellung von Carsten Kengeter als Vorstandsvorsitzenden verlängern, dessen Vertrag ansonsten Ende März 2018 ausläuft.
In der Hauptversammlung im Mai hat Kengeter bekräftigt, aus dem Scheitern der Fusion mit London Lehren gezogen zu haben. Er hat sich zu Wachstum im Kerngeschäft und zur Verankerung der Börse am Finanzplatz Frankfurt bekannt. Ihm ist zuzutrauen, die Deutsche Börse auch ohne Fusion mit London als führenden Marktbetreiber weiter zu entwickeln. Die Chance dazu kann und sollte er jetzt bekommen.
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