21.04.2018 09:58:41
|
Börse Frankfurt-News: Überraschend starker Zinsanstieg (Anleihenhandel)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der hohe Ölpreis und eine Reihe positiver Konjunkturdaten machen nach Ansicht der Marktteilnehmer eine straffere Geldpolitik wahrscheinlicher. Die Renditen steigen.
20. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Anleihemarkt ist unter Druck. Auslöser ist unter anderem der Ölpreis, der Inflationssorgen schürt: Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstagabend 74,35 US-Dollar - soviel wie seit Dezember 2014 nicht mehr. Am Freitagmorgen sind es immer noch 73,80 US-Dollar. Zudem stufte die US-Notenbank in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht, dem Beige Book, die Aussichten der US-Wirtschaft als solide ein, trotz des Handelskonflikts. Positive überraschte dann noch am gestrigen Donnerstag der aktuelle Philly-Fed-Index, ein wichtiges Barometer für das US-Geschäftsklima. Zuvor hatten einige Stimmungsindikatoren in den USA und auch in Europa nach unten gedreht.
Sorgen schwinden
"Für Deutschland haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahresgutachten die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2018 von 2 auf 2,2 Prozent und für 2019 von 1,8 auf 2 Prozent angehoben", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. "Und zwischen Nordkorea und den USA sieht es nach Entspannung aus." So sei die Angst an den Märkten geringer geworden.
Der richtungsweisende Euro-Bund-Future notiert am Freitagmorgen bei 158,14 nach 159 Prozent vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren wieder mit knapp 0,6 Prozent, noch am Mittwoch waren es zwischenzeitlich 0,5 Prozent. Die Rendite für zehnjährige US-Treasuries stieg am gestrigen Donnerstag über 2,9 Prozent, das war der höchste Stand seit acht Wochen. Zweijährige Treasuries rentieren mit 2,43 Prozent, hier fällt der Anstieg noch kräftiger aus.
Noch keine EZB-Schritte erwartet
Neue geldpolitische Signale könnten von der am Donnerstag anstehenden Sitzung der Europäischen Zentralbank kommen. "Der EZB-Rat dürfte zum ersten Mal diskutieren, wie er seine Geldpolitik ab dem Herbst fortsetzt", erklärt Michael Schubert von der Commerzbank. Beschlüsse erwartet er aber noch keine, auch weil die Wirtschaftsindikatoren für den Euroraum zuletzt eher enttäuscht hätten. Auch die gefallenen Stimmungsindikatoren sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China sprächen für eine abwartende Haltung. "Präsident Draghi hat erst letzte Woche betont, das rückläufige Vertrauen infolge des Handelskonflikts könne in den kommenden Monaten sehr wichtig werden."
Auch die HSH Nordbank geht nicht davon aus, dass die Notenbank schon auf dieser Sitzung den Ausstieg aus dem Anleiheankaufprogramm ankündigen wird. "Allerdings könnte sie weitere Minischritte in diese Richtung gehen, indem sie beispielsweise die Anbindung der Anleihekäufe an eine anziehende Inflationsrate kappt", meint Sintje Boie. Die Ankündigung zum QE-Ausstieg werde wohl erst auf der Juni-Sitzung erfolgen.
Zwischenzeitlich unter Druck gerieten Anleihen aus Zypern (WKN A1AS1P, A19KJB) wegen der Luftangriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf Syrien, wie Brunner feststellt. "Dann kam es aber zu einer Erholung."
Unternehmensanleihen: Spreads unverändert
Unternehmensanleihen entwickelten sich Brunner zufolge parallel zu Staatsanleihen. "Die Spreads sind unverändert." Zu höheren Umsätzen mit Corporate Bonds führt das nicht. "Auf den Handel mit Unternehmensanleihen wirkt sich der Renditeanstieg bei den Staatspapieren nicht aus", bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Weiter hohe Umsätze sieht Brunner in der Baywa-Anleihe (WKN A2GSM1) - in beide Richtungen. Die Rendite der Anleihe mit Kupon von 4,25 Prozent liegt aktuell bei 3,89 Prozent.
HeidelbergCement mit neuem Bond
Eine Neuemission in privatanlegerfreundlicher Stückelung von 1.000 Euro gibt es vom Baustoffkonzern HeidelbergCement (WKN A19ZL2), wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet. Der Kupon liegt bei 1,75 Prozent, das Papier ist im April 2028 fällig. Neues kommt auch von JP Morgan: Die US-Bank hat eine Anleihe mit 2.000 US-Dollar-Stückelung, einem Zins von 4,005 Prozent und Laufzeit bis April 2029 auf den Markt gebracht, wie Daniel berichtet (WKN JPM5PU). "Viel Umsatz sehen wir hier aber noch nicht."
Seit dem gestrigen Donnerstag in der Zeichnung befindet sich eine neue Anleihe des Immobilienentwicklers Eyemaxx Real Estate (WKN A2GSSP) im Volumen von 30 Millionen Euro und Stückelung von 1.000 Euro. Der Kupon liegt bei 5,5 Prozent, die Anleihe läuft bis zum April 2023. Die Notierungsaufnahme im Quotation Board der Börse Frankfurt ist für den 26. April geplant.
Von: Anna-Maria Borse 20. April 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!