16.04.2008 12:21:00
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Börse Frankfurt-News: Edelmetalle - glänzende Investments
15. April. Steigende Rohstoffpreise und ein fallender US-Dollar sind die Haupteinflussfaktoren für steigende Inflationsraten. Um sich gegen eine mögliche Geldentwertung zu schützen, beschäftigen sich immer mehr Anleger mit Investments in Edelmetallen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppe zählen neben Gold auch Silber, Platin und Palladium. Der Grund für ihre Verwendung als Tausch- und Werterhaltungsmittel liegt vor allem in ihrer Knappheit und Beständigkeit sowie den leichten Lagerungs- und Transportmöglichkeiten.
Silberbedarf der Industrie steigt
Eine besonders gute Leitfähigkeit, desinfizierte Wirkung und außergewöhnliche Lichtreflexion - Dies sind nur einige Eigenschaften von Silber, das immer noch zu großen Teilen in der Fotografie eingesetzt wird. Das Spektrum an Einsatzmöglichkeiten ist allerdings weitaus größer. Neben dem Fotografie-Sektor, der rund 16 Prozent der weltweiten Produktion für sich beanspruche, fragten vor allem die Schmuckindustrie mit 32 Prozent und Elektronikindustrie mit 22 Prozent die größten Silberkontingente nach. Jährlich würden rund 30.000 Tonnen gewonnen, erklären Analysten von Fortis.
Zudem erwartet die Silberbranche in den kommenden Jahren eine stetig steigende Nachfrage. Analysten von Unicredit weisen in einer Studie daraufhin, dass zum Beispiel eine neue Imprägniertechnik von Holz mit Silber entwickelt worden sei. Bretter und Balken würden damit für längere Zeit gegen Verfall geschützt. Dies könnte sich insbesondere in den USA und in Asien zu einem enorm großen Absatzmarkt entwickeln, da dort besonders viel mit Holz gebaut wird.
Steigende Nachfrage verzeichne auch der Markt für Radiofrequenz -Identifiziervorrichtungen (RFID). Dieses Etikettier-System ähnelt dem der Strich-Codes auf Infrarotlicht-Basis. Jede Vorrichtung benötige rund 11 Milligramm Silber. 2007 seien davon etwa 1,9 Milliarden Teile hergestellt worden, was einem Silberbedarf von fast 21 Tonnen entspricht. In den nächsten zehn Jahren könnte der RFID-Markt auf 290 Tonnen Silber anschwellen. Neben der physischen Nachfrage steigt bei Silber das Interesse der Anleger. Im Zuge des jüngsten, starken Goldpreisanstieges hat sich der Silberpreis in den vergangenen drei Jahren nahezu vervierfacht.
Nach Einschätzung von Torsten Dennin, Rohstoffexperte bei der Deutschen Bank, wird der seit fünf Jahren anhaltende Aufwärtstrend bei Silber vor allem von der ausgeprägten Hausse von Gold befeuert. "Noch Anfang der 90er-Jahre lag der Silberpreis auf dem niedrigen Niveau von 4,30 US-Dollar. Mitte 2003 rückte Silber dann in den Focus der Anleger. Im März dieses Jahres stand der Preis bei rund 21 Dollar und damit auf einem 25-Jahres-Hoch, bevor es dann es zu einer Korrektur am überhitzten Markt kam. Momentan ist zwar wieder etwas Ruhe eingekehrt, der mittelfristige Aufwärtstrend ist aber intakt."
Stromknappheit in Südafrika bringt Platinpreis auf Touren
Besonders hohe Preise müssen derzeit die Verbraucher des Edelmetalls Platin bezahlen. Der starke Wertanstieg zu Anfang des Jahres, als das Edelmetall von Mitte Januar bis Anfang März um knapp 44 Prozent pro Feinunze anzog, ist hauptsächlich auf Stromausfälle zurückzuführen, die innerhalb von fünf Tagen zu einem Produktionsausfall von 75.000 Unzen, rund 2,3 Tonnen pro Tag geführt haben, erklären die Analysten von Unicredit.
Platin wird von einigen wenigen Anbietern gewonnen. 80 Prozent der Vorkommen befinden sich allein in Südafrika. Auf einem 66.000 qkm großen Förderungsareal, dem Bushveld-Komplex, fördern die zwei größten Platinproduzenten der Welt, Anglo Platinum und Impala Platinum, pro Tag rund 15.000 Feinunzen. Russlands Ressourcen von 12 Prozent und Kanadas Vorkommen von 5 Prozent folgen mit weitem Abstand.
"Die Nachfrage nach Platin übertrifft schon seit einigen Jahren die Produktion, da es in immer mehr Schlüsselindustrien eingesetzt wird. Allein für die Herstellung von Fahrzeugkatalysatoren werden mehr als 40 Prozent der jährlichen Fördermenge benötigt. Zudem wird Platin zur Herstellung von Schmuck, Zahnimplantaten, Laborgeräten und Elektroden verwendet" ,so Dennin. Die Förderung von Platin ist sehr aufwendig. Für die Gewinnung einer Unze Platin mit einem Reinheitsgehalt von 95 Prozent werden zehn Tonnen Erz benötigt. Daran schließt sich ein fünfmonatiger Veredlungsprozess an. Produktionsausfälle wirkten sich entsprechend spürbar aus.
Platinnachfrage übersteigt Angebot
Analysten der Commerzbank rechnen wegen der infrastrukturellen Probleme in Südafrika mit einer Ausweitung der Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf 500.000 Unzen. Einem Angebot von 6,51 Millionen Unzen hätte im vergangenen Jahr eine Platin-Nachfrage von 6,77 Millionen Unzen gegenüber gestanden. Dies entsprach einem Defizit von 260.000 Unzen. Zudem trügen moderne Finanzmarktinstrumente wie ETFs wegen des extrem engen Marktes zu einer Verknappung des Edelmetalls bei.
Die großen Platinproduzenten haben ihre Prognosen für 2008 nach Angaben von Unicredit reduziert. Der weltweit zweitgrößte Minenproduzent Impala Platinum rechne wegen der Stromkrise mit deutlich weniger als 2 Millionen produzierten Unzen bis Ende Juni. 2007 waren es im gleichen Zeitraum noch 2,03 Millionen Unzen. Der größte Produzent, Anglo Platinum, kürzt wegen der Stromknappheit die Jahresproduktion um 120.000 Unzen auf 2,4 Millionen Unzen.
Vor allem die Platinförderer hätten kein Interesse an einem exorbitant hohen Preis, weil dies ihre Kunden zur Suche nach Ersatzstoffen veranlassen könnte. "Der zwischenzeitliche Kursanstieg von 1.550 US-Dollar Ende Januar auf 2.300 US-Dollar Anfang März zeigt die extremen Kurssprünge, die in diesem Edelmetall möglich sind, " erklärt Dennin. Trotz einzelner technologischer Neuerungen wurde bisher keine echte Alternative zu Platin gefunden.
Der Platinpreis hat sich seit 1999 von Kursen um 500 US-Dollar bis heute nahezu vervierfacht und entwickelte sich damit besser als Gold. Der Preis pro Feinunze liegt aktuell bei 2000 US-Dollar pro Feinunze.
Hoher Platinpreis stärkt auch Palladium-Nachfrage
Ähnlich wie Silber fällt auch Palladium als Nebenprodukt bei der Produktion von Industriemetallen an. Für eine hohe Palladium-Förderung sorgen zum Beispiel die Betreiber von Nickelminen. "Eine so extreme Preis-Hausse wie bei Platin ist nicht denkbar. In absehbarer Zeit sind Preise von 500 US-Dollar denkbar", erklärt Rohstoff-Experte Dennin.
Mit dem Angebot steige aber auch die Nachfrage nach dem Metall. "Palladium hat ähnliche Eigenschaften wie Platin. Es eignet sich deshalb zur Katalysatorherstellung und wird bereits intensiv von der Automobilindustrie nachgefragt. Steige der Platinpreis weiter, werde Palladium als Alternative immer interessanter."
Schon heute gingen zwei Drittel der Palladium-Jahresproduktion in den Automobilsektor. Der Rest werde in der Elektrotechnik, der Schmuckindustrie und der Zahnmedizin verwendet.
Größte Palladium-Produzenten sind Südafrika und Russland, die 80 Prozent der Weltproduktion von knapp 200 Tonnen liefern. 15 Prozent werden in Kanada und den USA produziert. Größter einzelner Palladium-Konsument ist Japan, das für seine Autoproduktion rund 25 Prozent der weltweit produzierten Menge verbraucht.
Experten erwarten steigende Preise bis 2010
Schon im Jahr 2007 gab es eine Angebotslücke bei Palladium, die in den kommenden Jahren größer werde, erwarten Analysten der Citigroup. Für 2010 rechnen die Experten mit einem Nachfrageüberhang von mehr als 600.000 Unzen. In diesem Jahr soll die Nachfrage nach Palladium das Angebot um 317.000 Unzen übersteigen. Daher rechnen sie mit einem moderaten Preisanstieg.
Viele Gründe für steigende Rohstoffpreise
Rohstoffanalysten von Fortis sehen wegen einem steigenden Ungleichgewicht zwischen der wachsenden physischen Nachfrage und dem knapper werdenden Angebot die Edelmetallpreise langfristig weiter anziehen. Nicht nur, dass es versäumt wurde, in den vergangenen Jahrzehnten in neue Produktionsstätten zu investieren, es herrsche auch ein Mangel an Fachkräften und Arbeitsgeräten. Die Kosten stiegen weiterhin und die Infrastruktur sei größtenteils veraltet. Ein Gleichgewicht im Markt werde sich erst wieder einstellen, wenn entweder die Nachfrage sinke oder das Angebot erheblich ausgeweitet werde. Beides sei kurzfristig aber nicht in Sicht.
Zudem spreche neben der strukturellen Lage auch der in Gang gekommene Konsolidierungsprozess innerhalb der Branche für tendenziell hoch bleibende Preise. Durch die damit verbundene Konzentration nehme die Preismacht der fusionierten Unternehmen zu. Gleichzeitig gelten Edelmetalle zunehmend als Schutz gegen die Inflation. Dies stärke die Nachfrage auch von privater Seite.
Fonds mit Schwerpunkt Edelmetalle
Der Edelmetall-Markt ist vergleichsweise klein. Schon geringe Veränderungen im Angebot oder bei der Nachfrage können daher zu größeren Preisausschlägen führen. Ein Investment in einen Fonds oder ETC mindert daher das Risiko einer Anlage in einen einzelnen Wert.
Ein Flaggschiff unter den Branchenfonds ist der Goldminen-Fonds von Merrill Lynch (WKN 986932). Schwerpunkt des Fonds sind Aktien von Bergbau- und Metallgesellschaften, die hauptsächlich in der Förderung und dem Abbau von Grundmetallen und industriellen Metallen wie Eisenerz oder Kohle aktiv sind. Zweites Standbein des Fonds sind Aktien von Unternehmen, die sich auf Edelmetalle wie Gold oder auf den Mineralbergbau spezialisiert haben. Der Fonds enthält jedoch keine Edelmetalle in physischer Form. Neben Unternehmen aus der Goldbranche befinden sich Firmen aus den Sektoren Kupfer, Aluminium, Platin und Nickel im Portfolio.
Ein Fonds, der sich speziell auf Weißmetalle wie Silber, Platin und Palladium konzentriert, ist der Stabilitas-Silber + Weissmetalle-Fonds (WKN A0KFA1). Der Fonds investiert schwerpunktmäßig in Aktien von Gesellschaften, deren Gegenstand die Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung von Silber Palladium und Platin ist. Überwiegend erfolgt die Anlage in Aktien von mittleren und kleineren Werten, sogenannten Mid- und Smallcaps.
Breites Angebot an ETCs
Mit ETCs können Anleger an der Entwicklung von Edelmetallen direkt partizipieren. Sie ermöglichen Investments in Rohstoffe und bilden die Wertentwicklung von Rohstoffen ab. Ihre Preisbildung ist entweder an deren Spot-Preis oder an einen darauf bezogenen Futures gekoppelt. ETCs werden gehandelt wie ETFs. Rechtlich gesehen stellen ETCs jedoch unbefristete, besicherte Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten dar und nicht Sondervermögen in Form einer Fondsstruktur.
Aktuell werden an der Börse Frankfurt zwei Silber-ETCs (WKN A0KRJ5 und A0N62F) sowie jeweils ein Produkt auf Platin (WKN A0N62D) und Palladium (WKN A0N62E) angeboten.
© 15.April 2007/Andreas Wolf
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(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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