DAX
AUSBLICK 2013 |
27.12.2012 11:20:31
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Beim DAX winkt Rekordhoch - 2012 bestes Jahr seit 2003
So deutlich wie in diesem Jahr, als der Dax (DAX) die Aktienindizes der Industrienationen und auch diejenigen der meisten Schwellenländer hinter sich gelassen hat, wird das Plus aber wohl nicht mehr ausfallen. Kurz vor Jahresende steht beim Dax ein Plus von knapp 30 Prozent zu Buche. Damit zeichnet sich für den deutschen Leitindex das beste Jahr seit 2003 ab. Die Konkurrenz konnte da nicht mithalten: Der Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50), der die wichtigsten Aktien der Eurozone beinhaltet legte nur etwa halb so stark zu. Der New Yorker Leitindex Dow Jones musste sich mit einem Plus von sieben Prozent zufrieden geben. Und auch der japanische Nikkei 225 bleibt hinter dem Dax zurück, obwohl er bis dato 22 Prozent gestiegen ist.
Ende 2013 sehen die von dpa-AFX befragten Experten den Dax im Schnitt bei 8.304 Punkten - also knapp neun Prozent über dem aktuellen Niveau und auf einem neuen Rekordhoch. Die Schätzungen gehen dabei deutlich auseinander. Am optimistischsten ist Thilo Müller, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft MB Fund Advisory: Er traut dem Index "9.000 Punkte plus x" zu. "Die richtige Hausse geht erst über dem bisherigen Hoch bei rund 8.150 Punkten los", lautet seine Überzeugung.
Pessimistischer sind die Experten der National-Bank. Sie gehen zwar auch davon aus, dass der Dax einen neuen Rekordstand erreicht. Dann seien aber Gewinnmitnahmen zu erwarten und der deutsche Leitindex sollte bis auf 7.300 Punkte zurückfallen. Unter den befragten Experten sind sie die einzigen, die einen fallenden Dax erwarten.
Als entscheidenden Faktor für weiter steigende Kurse sehen die meisten Marktspezialisten die lockere Geldpolitik der Notenbanken weltweit. Die Experten sind überzeugt, dass die Währungshüter auch in Zukunft ihren Beitrag zur Stabilität der Märkte leisten werden. Für Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank ist die Europäische Zentralbank (EZB) "das schlagkräftigste Lösungsinstrument der euroländischen Krise", wegen deren Beschwichtigungskurs ("Appeasement-Politik") es keine ernsten politischen Kursrisiken gebe - wenn auch um den Preis, dass aus der Stabilitäts- eine Schuldenunion geworden sei.
Die Politik der Notenbanken sorgt für niedrige Zinsen, was vor allem Aktien interessant macht. Experten sprechen von einem "Anlagenotstand" - ein Begriff, der laut M.M.Warburg "das Zeug zum Wort des Jahres 2013 hat". Da Anleihen oder Tagesgeld kaum Rendite bringen, bleibt den Investoren fast nichts anderes übrig, als in Aktien zu investieren. "Nach einem guten Börsenjahr sind viele optimistisch, aber nur wenige investiert", sagt MB-Fund-Experte Müller
Zudem dürften die Dax-Konzerne für 2012 rekordhohe Dividenden zahlen. Die Marktspezialisten sind sich außerdem einig, dass Aktien aus historischer Sicht selbst nach der zuletzt starken Entwicklung noch günstig bewertet sind. "Für mittelfristig orientierte Anleger führt an Aktien auch 2013 kein Weg vorbei", lautet daher das Fazit von Helaba-Analyst Reinwand.
Die europäische Schuldenkrise - 2012 dominierender Taktgeber für die Börsen weltweit - ist derweil etwas aus dem Blickfeld gerückt. Aktienhändler Markus Huber vom Broker ETX Capital sieht in der aktuellen Kursentwicklung Anzeichen, dass sich die Krise im kommenden Jahr weiter abschwächen wird. Zudem dürfte Spanien letztlich doch unter den Euro-Rettungsschirm ESM schlüpfen. Dies werde für eine größere Risikobereitschaft der Anleger sorgen und dem Dax neue Höchststände bescheren, so seine Überzeugung.
Etwas Bedrohungspotenzial räumen Beobachter den italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr ein. Eine erneute Kandidatur von Regierungschef Mario Monti sei ebenso ungewiss wie eine regierungsfähige Mehrheit für die Fortsetzung der notwendigen Strukturreformen, gab Huber zu bedenken. Im Extremfall könnte sogar Monti-Vorgänger Silvio Berlusconi wieder an die Macht kommen. Dies wäre das Ende der Reformpolitik, befürchtet Baader-Bank-Stratege Halver.
Unterstützung winkt den Aktienmärkte durch eine Konjunkturerholung insbesondere in den Schwellenländern. Der Commerzbank zufolge sollte dort der Tiefpunkt überschritten sein. Auch in Deutschland und der Eurozone dürfte es wieder bergauf gehen. ETX-Händler Huber erwartet eine "geringfügige Beschleunigung" der chinesischen Wirtschaft, von der auch die deutsche Exportwirtschaft und insbesondere die Autoindustrie profitieren werde.
Für Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade könnte China "wieder die Lokomotive des globalen Wirtschaftswachstums werden". Den USA traut Huber nur ein geringes Wachstum zu. Halver sieht diese hingegen als weiteren Aktivposten für die deutschen Exporte, da die konjunkturfreundliche US-Finanzpolitik "keine Hemmungen zeigen wird, die Wirtschaft schuldenseitig zu stützen"./gl/ag/rum
Übersicht über Dax-Ziele in Punkten
MB Fund Advisory 9.000 MWB Fairtrade 8.550 Baader Bank 8.500 Commerzbank 8.500 ETX Capital 8.500 LBBW 8.500 Warburg 8.400 Helaba 8.200 Landesbank Berlin 8.200 DekaBank 8.000 Postbank 8.000 National-Bank 7.300
Von Gerold Löhle, dpa-AFX
FRANKFURT (dpa-AFX)
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