16.04.2013 23:02:58

Badische Neueste Nachrichten: Wahnsinn und Hass

Karlsruhe (ots) - Moderne demokratische Staaten sind hochkomplexe Gebilde. Nach innen gewähren sie ein großes Maß an Freiheit, nach außen schotten sie sich nicht ab, sondern knüpfen in vielfältiger Weise Beziehungen zu anderen Staaten. Das ist explizit so gewollt, da gerade die Vernetzung einen Zugewinn sowohl auf wirtschaftlicher als auch kultureller Ebene bedeutet. Aber wie immer hat die Medaille zwei Seiten. Wachsende Interdependenz macht anfällig: Einzelne Gewaltakte können gleich große Krisen auslösen. Das ist all denen nicht verborgen geblieben, die etwas gegen die moderne freiheitliche Gesellschaft haben. Die Unzufriedenen nutzen die Spielräume, um Sand ins Getriebe zu streuen. Der Terror, wie er jetzt wieder in Bosten zugeschlagen hat, ist Ausdruck einer radikalen Frontstellung gegen das, was die westliche Welt ausmacht. Deshalb muss er nicht unbedingt aus der islamistischen Ecke kommen. Gerade in Amerika gibt es viele sektiererische Bewegungen, die mit dem modernen Lebensstil nicht zurechtkommen. Man erinnere sich nur an den sogenannten Unabomber, der Briefbomben an diejenigen Wissenschaftler verschickte, die maßgeblich an der Erfindung der Internet-Technik beteiligt waren. Der Unabomber selbst war Mathematiker, bis er eine absolute Kehrtwende vollzog und gerade in den wissenschaftlichen Errungenschaften das Unheil witterte. Sicher liegen hier Wahnsinn und rational geleiteter Hass eng beieinander. Aber ist dies nicht bei allen Formen des Terrors der Fall? Auch der Islamist ist von der Modernität des Westens überfordert. Weil er sie als Zumutung empfindet, aber nichts Entsprechendes entgegenzusetzen hat, steigert er sich in aggressives Verhalten hinein. Nicht vergessen werden dürfen all die rechtsextremen Gruppierungen, die es auch in den USA gibt. Oder die militanten Waffennarren, die jedes Waffenverbot als Eingriff in ihre persönliche Freiheit betrachten. Timothy McVeigh sprengte 1995 in Oklahoma ein ganzes Gebäude in die Luft und tötete 168 Menschen, weil er sich vom Staat keine Vorschriften machen lassen wollte. Vielleicht sind auch der oder die Attentäter von Bosten von ähnlichen Motiven getrieben. Jedenfalls bot die Massenveranstaltung eines Marathonlaufs einen geeigneten Anlass, um medienwirksam auf sich aufmerksam zu machen.

Originaltext: Badische Neueste Nachrichten Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/104277 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_104277.rss2

Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de

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