Allg. Zeitung Mainz: Tanz mit dem Tod - Kommentar von Lars Hennemann zur Terrorgefahr im Inland

Mainz (ots) - In Deutschland herrscht - nicht erst seit den Anschlägen von Paris - abstrakt hohe Terrorgefahr. So klingt Amtssprache, die nicht bedrohlich klingen will - und gerade deshalb ist. Menschen fühlen sich in den seltensten Fällen konkret bedroht, weil es dazu schlicht selten Anlass gibt. Wohl aber abstrakt, und damit wird die Politik nun umzugehen haben, soll die Sorge der Bevölkerung nicht in eine ungerechtfertigte Phobie gegen Flüchtlinge umschlagen. Was also tun? Eine simple Zahl mag dies veranschaulichen: Um einen potenziellen Gefährder lückenlos zu überwachen, benötigt man gut und gerne zwei Dutzend Beamte. Die muss man aber erst einmal verfügbar haben. Deutschlands Sicherheitsapparat ist seit dem Ende des Kalten Krieges zunehmend auf Kante genäht und als Steinbruch benutzt worden. Das kann in Zeiten globalen Terror-Exports nicht so bleiben. Mindestens ebenso wichtig ist aber auch ein zielgerichteter Einsatz der Kräfte. Politisch forcierte Allmachtsvorstellungen in Sachen Datenspeicherung führen in die Irre. Der Gegner ist technologisch mindestens ebenbürtig. Ohne - personalintensives - klassisches observatorisches Handwerk geht es nicht. Schlussendlich müssen Polizei und Verfassungsschutz von einem robusten Rechtsstaat gedeckt sein. Hassprediger, IS-Werber und Hintermänner bei Finanzen oder Logistik haben keine Milde verdient, sondern nur absolute Härte. Zu Panikmache besteht auch nach Paris kein Anlass. Auch nicht zu einem Generalverdacht gegen Muslime. Wohl aber zu einem klaren Satz: Ohne Wehrhaftigkeit ist Freiheit Illusion. Wer etwas anderes glaubt, fordert den Tod zum Tanz auf.

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