14.08.2014 19:57:58

Allg. Zeitung Mainz: Schwer auszuhalten / Kommentar zum Fall Mollath

Mainz (ots) - Der Fall Mollath ist schockierend. Ein faustdicker Skandal, den die Justiz da am Hals hat: Ein Bürger hat mehr als sieben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie gesessen, heißt es im Urteil des Landgerichts Regensburg. Eine schallende Ohrfeige für alle, die daran mitwirkten, dass es so weit kam, in Sonderheit Richter und Gutachter. Mollath bekommt dafür Geld als Entschädigung, etwas anderes ist nicht möglich, aber wie sollte Geld sieben Jahre Psychiatrie wieder gut machen? Dass die Regensburger Richter der Überzeugung sind, Mollath habe seine Frau misshandelt und der Freispruch somit lediglich strafprozessualen Regeln zu verdanken ist, steht auf einem anderen Blatt. Wäre der erste Prozess ordentlich verlaufen, wäre Mollath 2006 zu einer Haftstrafe von zwei, drei Jahren verurteilt worden. Sieben Jahre Psychiatrie, das ist eine andere Dimension. Bei solchen Zwangseinweisungen ist jedes Gericht faktisch auf Gutachter angewiesen. Unter denen gibt es solche und solche. Und Gnade dem Angeklagten, der einen Dünnbrettbohrer zum Gutachter hat, und Richter, die zu unverständig oder zu bequem sind, im Zweifel Alternativgutachten einzuholen. Zugegebenermaßen ist es schwer, Gutachter zu sein. Fehlentscheidungen sind bitter, manchmal tödlich, wenn Täter, deren Gefährlichkeit falsch eingeschätzt wird, unberechtigt in Freiheit kommen und rückfällig werden. Sexualmörder zu früh freigelassen, dagegen einen wie Mollath mit Delikt Körperverletzung chancenlos in beinharter Verwahrung? Schwer auszuhalten. Wahrscheinlich sind kaum fünf Prozent der deutschen Gutachter und Richter dilettantisch oder schlampig, aber das sind halt fünf Prozent zu viel. Da ist eine Aufgabe für die Zukunft.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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