28.07.2015 22:02:37

Allg. Zeitung Mainz: Opfer / Kommentar zu Erdogans Kurdenpolitik

Mainz (ots) - Als kurdische Milizen im Städtchen Kobane den IS-Mörderbanden trotzten und diesen den Nimbus der Unbesiegbarkeit nahmen, ließ Recep Tayyip Erdogan seine Truppen nur interessiert zuschauen. Jetzt lässt er - neben dem IS - auch die Kurden bombardieren. Frei nach dem Motto: Einfach nur lang genug warten und dann gleich alle Gegner aufsammeln, egal welches Uniformabzeichen sie tragen. Das nützt ihm vor allem innenpolitisch gegen die überraschend erstarkte Kurdenpartei HDP. Zynischer geht es kaum? Doch: Der Westen, allen voran die USA, die in Gestalt von George W. Bush überhaupt erst den Boden für IS bereitet haben, schaut zu. Ja, das ist schon nicht nett, was der Herr Erdogan da so macht, aber vielleicht kommt ja so endlich mal Ruhe in den nahöstlichen Karton. Da muss man als Kurde, der schon unter Saddam Hussein und dem IS gelitten hat, halt noch mal Opfer bringen. Genug Sarkasmus: Was sich im Irak und in Syrien abspielt, ist - neben Erdogans fortgesetzter Enttarnung als lupenreiner Anti-Demokrat - eine moralische und politische Kapitulation Europas und der Vereinigten Staaten. Ja, auch die PKK ist alles andere als eine Ansammlung von Chorknaben. Im Gegenteil. Aber der Friedensprozess zwischen Türken und Kurden war belegbar stabil und muss allein deshalb wieder aufgenommen werden. Das kann nur Erdogan. Wenn man ihm dies nicht unmissverständlich nahe bringt, muss man ihm in den Arm fallen. Weil man vielleicht eines Tages tatsächlich der IS-Schlächter Herr wird. Aber wenn man Feuer mit Benzin löscht, indem man diesen Konflikt auf dem Rücken der Kurden löst, wird in der Region niemals Frieden herrschen. Weder im Irak noch in Syrien. Und auch nicht in der Türkei.

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