22.01.2015 20:02:58

Allg. Zeitung Mainz: Mit Schaden / Kommentar zum Konflikt um die Ukraine

Mainz (ots) - Es gibt Tage, an denen kann man den Glauben an das Gute verlieren. Der Donnerstag von Donezk war ein solcher: Am Morgen noch vermelden die Diplomaten vertrauensbildende Maßnahmen. Maßnahmen, die vielleicht keinen Frieden, aber wenigstens so etwas wie Ruhe und Sicherheit für die leidende Bevölkerung sicherstellen könnten. Und dann, wenige Stunden später, schlagen wieder die Granaten ein und spotten aller Hoffnung Hohn. Es wird täglich schwieriger, die Rollen in der blutigen Tragödie im Donbass noch klar zu trennen. Natürlich war und ist Wladimir Putin der Schurke im Stück. Er hat als erster Grenzen überschritten, in wörtlicher und übertragener Hinsicht. Und es waren die von ihm protegierten Separatisten, die das Minsker Abkommen mit ihren Kalaschnikows als erste wieder durchlöcherten. Aber auch der ukrainische Präsident Poroschenko steuert einen nicht länger haltbaren Kurs: Er führt einen Krieg gegen das eigene Volk, den er nicht gewinnen kann. Und somit liegt der einzige vielleicht noch anwendbare Schlüssel zur Lösung des Konfliktes im Westen und bei der Nato: Angela Merkel, Barack Obama und die EU müssen zum einen die Regierung in Kiew davon abbringen, die eigenen Städte sinnlos zu verwüsten. Darauf aber kann sich Poroschenko nur einlassen, wenn der Westen die offene Flanke im Donbass absichert. Mit einer klaren Ansage an Putin: bis hierhin und nicht weiter. Das ist gefährlich, ja. Aber was ist die Alternative? Als zahnlose Tiger vorgeführt zu werden von einem Autokraten, der einen souveränen Staat immer weiter in Stücke reißt? Dann lieber Frieden mit Schaden als noch größeres Leid und ein Flächenbrand direkt an der Grenze des Versprechens und Wertegebildes, das die EU zumindest einmal war.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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