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15.11.2016 20:57:37

Allg. Zeitung Mainz: Kein Verlust / Kommentar zu Steinmeier in der Türkei / Von Lars Hennemann

Mainz (ots) - Manchmal hält die Zeitgeschichte echte Treppenwitze bereit: Vor wenigen Tagen erinnerte die Kanzlerin den künftigen amerikanischen Präsidenten an die Grundwerte der Nato und des Westens. Dabei hat Donald Trump trotz aller düsteren Orakeleien noch gar nichts getan. Aber bei jemandem, bei dem schon über Monate Klartext angebracht gewesen wäre, war nicht nur von Angela Merkel viel zu lange nichts zu hören. Die Rede ist vom türkischen Präsidenten Erdogan. Der sich jetzt dem aufgrund eines wahrscheinlichen Amtswechsels von diplomatischer Rücksichtnahme zumindest teilweise befreiten Außenminister gegenüber sah. Frank-Walter Steinmeier hat denn auch relativen Klartext gesprochen. Allein, zu spät, zu wenig. Erdogan hat sich von den Werten, auf denen die Nato gegründet ist und die sie verteidigt, längst verabschiedet. Nun mag man beim Militär noch pragmatisch sein müssen. In der EU jedoch hat ein Land, das die Gewaltenteilung faktisch aufhebt, foltert, mit der Todesstrafe flirtet, Journalisten nach Willkür verhaftet und im Nahost-Konflikt eine höchst undurchsichtige Rolle spielt, nichts verloren. Dies ist absolut bedauerlich, aber auf die Schnelle nicht zu ändern. Es hätte eben früher Tacheles geredet werden müssen. Wer immer nur herumeiert, der wird von den Erdogans dieser Welt irgendwann nur noch als Weichei behandelt. Inklusive ebenso haltloser wie unverschämter Anwürfe, Deutschland sei ein sicherer Hafen für Terroristen. Es lohnt sich nicht, sich darüber aufzuregen. Anzug richten und den Blick auf das wenden, was wichtig ist - das muss jetzt die Devise sein. Die Erdogan-Türkei ist für die EU kein Verlust. Die Türkei schon.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Wolfgang Bürkle Newsmanager Telefon: 06131/485890 online@vrm.de

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