18.06.2015 18:35:41
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AKTIE IM FOKUS 2: Verkauf der Power-Sparte löst bei Bilfinger Schockwelle aus
(Neu: Schlusskurse, Ergänzung zu Kepler-Stimme)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Statt Befreiungsschlag noch eine Gewinnwarnung: Für die Aktionäre von Bilfinger (Bilfinger SE) kam es am Donnerstag erneut knüppeldick. Der angekündigte Verkauf des verlustreichen Kraftwerksgeschäfts (Power) und die Ankündigung von Abschreibungen ließen die Papiere des Dienstleistungskonzerns zum Handelsschluss am MDax-Ende (MDAX) um 14,06 Prozent auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren in den Keller rauschen. Sie kosteten damit 32,22 Euro.
Im April 2014 war ein Anteilsschein an der Börse in der Spitze noch 93,05 Euro wert. Dann jedoch hatten eine Reihe von Gewinnwarnungen die Aktien auf Talfahrt geschickt. Den ehemaligen hessischen Ministerpräsident Roland Koch kostete die erste Gewinnwarnungsserie im vergangenen August den Job und auch Übergangschef Herbert Bodner konnte das Ruder nicht herumreißen.
Eigentlich hätten sich die Aktionäre nun erleichtert zeigen können, dass Bilfinger einen Schlussstrich unter sein hochdefizitäres Engagement im Kraftwerksgeschäft zieht. Doch eine umfassende Überprüfung aller Projekte im Kraftwerksgeschäft hatte "weitere erhebliche Verluste" zutage gebracht.
ANALYST: DIVIDENDE IN GEFAHR
Darüber hinaus ist die Auslastung in diesem Geschäft weiterhin niedrig. Allein im Power-Geschäft erwartet das Unternehmen deshalb 2015 einen operativen Verlust (bereinigtes Ebita) von bis zu minus 100 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte sich noch ein Plus von 8 Millionen Euro ergeben. Wegen hoher Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte rechnet der Konzern im ersten Halbjahr nun insgesamt mit einem "deutlich negativen Konzernergebnis".
Analyst Jasko Terzic von der DZ Bank zeigte sich erstaunt, dass der erst seit Anfang des Monats amtierende neue Konzernchef Per Utnegaard schon so früh bei der Kraftwerkssparte die Reißleine gezogen hat. Seiner Meinung nach deutet das darauf hin, dass das Geschäftsumfeld schwach bleibt und es ernsthafte Probleme im Projektmanagement der Mannheimer gibt. Insofern könnten sich gegenüber dem Vorjahr höhere Belastungen durch Abschreibungen und damit ein weiterer hoher Verlust ergeben. Dementsprechend sei die Dividende in Gefahr.
HÄNDLER: BODEN FÜR DIE AKTIE WOHL IN WEITER FERNE
Der anhaltende Druck auf das Geschäft von Bilfinger plus dem Desaster in der Power-Sparte zeigten, dass ein Boden offenbar noch in weiter Ferne sei, kommentierte ein Börsianer den erneuten Kursrutsch der Aktie. Zudem habe es keine Indikation für einen Preis gegeben, der mit der Sparte erzielt werden könnte, ergänzte ein anderer.
Vor diesem Hintergrund sind Experten skeptisch, ob Bilfinger die Kehrtwende gelingen wird. Auch nach einer Veräußerung des "Hauptproblems" blieben signifikante Herausforderungen, schrieb Analyst Gregor Kuglitsch von der UBS. Denn das Industriegeschäft leidet in einzelnen Einheiten weiter unter den Folgen des niedrigen Ölpreises.
SERIE VON GEWINNWARNUNGEN
Analyst Craig Abbott von Kepler Equities glaubt ebenfalls nicht, dass der neue Chef nun mit dem Großreinemachen aufhören kann. Schließlich leide das Industriegeschäft weiter unter Investitionskürzungen. Abbott wies darauf hin, dass Bilfinger nun alle Geschäftsbereiche einer "detaillierten strategischen Überprüfung" unterziehen will. Aktuell indes seien die Aktien trotz des nahezu halbierten Kurses in den vergangenen zwei Monaten immer noch kein Schnäppchen, meinte der Analyst.
Im vergangenen Jahr hatte Bilfinger nach einer Serie von Gewinnwarnungen erstmals seit 1998 einen Verlust ausgewiesen. Dahinter steckten die Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau, die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen, Umbaukosten und millionenschwere Wertberichtigungen im Energiegeschäft./la/ag/stk/jha/
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