22.01.2015 19:57:58
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Aachener Zeitung: "Kommentar:" Danke "Pegida"! / Für die einigende Wirkung auf die Gegner / Amien Idries
Aachen (ots) - Im September 2003 - auf dem Höhepunkt der deutschen
Kritik am von George W. Bush initiierten Irak-Krieg - brachte die
deutsche Hip-Hop-Band Blumentopf ein Lied heraus, das den Titel
"Danke Bush!" trägt. Darin bedanken sich die Rapper aus München bei
dem US-Präsidenten nicht etwa für seine Politik, sondern dafür, dass
diese einen einigenden Effekt auf seine Gegnern hat und "sich
plötzlich alle für Politik interessieren". An einer Stelle heißt es
in Anspielung auf die vielen Demonstrationen gegen den Krieg: "Sie
sind der Größte Bush, niemand anderem kann es gelingen, so viele
Menschen für den Frieden auf die Straße zu bringen." Analog dazu
sollte man sich nun einmal bei den "Pegida"-Demonstranten bedanken.
Nicht dafür, dass sie mutmaßlich ein Tabu gebrochen haben. Die
Aussage, dass durch die Dresdner Demos endlich mal über die bislang
totgeschwiegenen Probleme der Integration gesprochen würde, ist ein
ebensolcher Humbug, wie das leidige Klagen darüber, dass kritische,
nicht dem "politischen Mainstream" entsprechende Stimmen
marginalisiert würden. Ein Argument übrigens, das selbst dem
Bestsellerautor Thilo Sarrazin nicht zu blöde ist. Nein, inhaltlich
hat "Pegida" mit seinem 19-Punktepapier, das nun wahrlich keine
politische Revolution darstellt, dieses Land kein Stück voran
gebracht. Aber emotional, im Sinne von Blumentopf. Weil "Pegida" die
Menschen als Gegendemonstranten auf die Straße gebracht hat, die sich
vom IS-Terror und den Anschläge von Paris nicht in einen islamophoben
und ausländerfeindlichen Reflex treiben lassen. Die sich den
Pegidisten entgegenstellen und sagen: Nein, ihr seid eben nicht das
Volk, jedenfalls nicht so, wie dieser Slogan ursprünglich gemeint
war. Und, weil auch die Reaktionen aus der Politik zeigen, dass
dieses Land sich verändert hat. Als sich Anfang der 90er Jahre im
Zuge der Debatte um die gestiegene Zahl der Asylbewerber eine
furchterregende ausländerfeindliche Stimmung in Deutschland
breitmachte, die in den rassistisch motivierten Übergriffen von
Rostock und den Brandanschlägen von Mölln und Solingen gipfelte,
reagierte die Politik bestenfalls hilflos. Kanzler Helmut Kohl ließ
sich bei der Möllner Trauerfeier mit der Begründung entschuldigen, er
wolle keinen "Beileidstourismus". Eine ganz große Koalition aus
CDU/CSU, FDP und SPD beugte sich dann dem Druck der Straße und
schaffte mit dem sogenannten Asylkompromiss von 1992 das Asylrecht
weitgehend ab - eine Grundgesetzänderung übrigens, deren Folgen die
südeuropäischen Länder und vor allem die Flüchtlinge auf dem
Mittelmeer noch heute zu spüren bekommen. Mehr als zwanzig Jahre
später positioniert sich die Politik in Sachen "Pegida" in weiten
Teilen eindeutig. Sie ruft zur Besonnenheit sowie Differenzierung auf
und wirbt für das Einwanderungsland Deutschland, was übrigens nichts
mit idealisierten Multi-Kulti-Fantasien zu tun hat, sondern ganz
einfach die Realität beschreibt. Unabhängig von der Kritik, die man
etwa an der Zurückhaltung üben kann, mit der dieses Landes
Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt: Zu sehen, wie einig sich
Zivilgesellschaft und Politik in der Ablehnung von
ausländerfeindlichen Ressentiments sind, macht Mut. Deshalb nun ganz
offiziell: Danke "Pegida"! a.idries@zeitungsverlag-aachen.de
OTS: Aachener Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/61649 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_61649.rss2
Pressekontakt: Aachener Zeitung Redaktion Aachener Zeitung Telefon: 0241 5101-389 az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
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